Vom 29.10. bis 01.11.2011 findet in Heidelberg das Kolloquium «Siedlungsformen in Nordafrika: Kontinuität und Wandel» statt. Bei dieser Veranstaltung kommen vorrangig Promovierende und Magistrierende der Altertumswissenschaften zu Wort.
In der Tat sind die heterogenen Siedlungskontexte des antiken Nordafrika wie geschaffen für urbanistische Forschungen, wenn auch große regionale und chronologische Differenzen existieren. So stehen nach wie vor die gut erhaltenen Städte des 2. und 3. Jhs. n. Chr. in der Africa proconsularis im Mittelpunkt, während benachbarte Regionen wie Numidien, Mauretanien und die Kyrenaika bislang selten diskutiert wurden. Ebenso bleiben Vorläufer und Nachfolger der kaiserzeitlichen Städte wenig beachtet. Historisch begründete Gegenüberstellungen wie «punisch vs. römisch» oder «christlich vs. arabisch» verschleiern Nuancen und Übergangsphasen, so dass Entwicklungen unerkannt bleiben.
Diesen Forschungslücken versucht das Kolloquium auf mehreren Ebenen konstruktiv zu begegnen: Zum einen durch die geographische Spannweite vom Atlantik bis zur Kyrenaika, und zum anderen durch den chronologischen Rahmen von der Archaik bis zur arabischen Eroberung. Dieser breite Ansatz bietet Raum für Fragen, die mit interdisziplinären Methoden zu beantworten sind:
1) Wo lassen sich in den nordafrikanischen Siedlungen Wandel, wo Kontinuitäten ausmachen?
2) Was sind die Bedingungen für diese Entwicklungen?
3) Wer ist verantwortlich für die Transformationsprozesse?
4) Sind regionale Unterschiede oder überregionale Entsprechungen zu beobachten?
Die 20 Tagungsteilnehmer wurden im Zuge eines call for papers unter 40 Bewerbungen aus acht Ländern ausgewählt. Ergänzend hierzu werden die Spezialisten François Baratte, Luisa Musso, Philipp von Rummel und Christian Witschel jeweils einen Abendvortrag halten. Zu betonen ist außerdem, dass dies die erste Tagung zu dem Themengebiet «antikes Nordafrika» in Deutschland sein wird – ein Bereich, dessen wissenschaftliche Erschließung historisch bedingt frankophon geprägt ist. Wir hoffen, das Interesse des deutschen Publikums für dieses Forschungsgebiet zu steigern, und möchten den teilnehmenden Nachwuchswissenschaftlern aus Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Algerien und Tunesien – um nur einige zu nennen – die Möglichkeit eines internationalen und interdisziplinären Dialogs bieten. Alle interessierten Gäste sind herzlich willkommen.
Das Tagungsprogramm ist demnächst online abrufbar (www.kolloquium-heidelberg.de).