Alles eine Sache des Glaubens? Gewissheiten historisch. So lautete das Thema der letzten Ausgabe von Der Geschichtstalk im Super7000. Zu Gast waren Prof. Dr. Eva Schlotheuber, Professorin für Mittelalterliche Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Prof. Dr. Antje Flüchter, Professorin für Frühe Neuzeit an der Universität Bielefeld und Prof. Dr. Martin Zimmermann, der den Lehrstuhl für Alte Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München inne hat. Sie diskutierten unter anderem Fragen nach der Bedeutung von Religion in unserer Gesellschaft und das Verhältnis von Islam und Christentum. Auch auf die Überlegung des renommierten Historiker und Antisemitismusforscher Wolfgang Benz, ob Muslime die neuen Juden seien, wurde eingegangen. In diesem Beitrag finden sich die Statements der Panelisten, in denen sie ihre Ausgangsposition zu Sendung darlegten.
Rückblick: Alles eine Sache des Glaubens? Gewissheiten historisch
Ausgangspositionen der Panelisten | Der Geschichtstalk im Super7000 vom 14. Dezember 2017
Eva Schlotheuber | Der Raum des Glaubens in der modernen Gesellschaft
Glaubensfragen zu verhandeln ist kein einfaches Unterfangen, aber die historische Perspektive hilft dabei. Der Glaube beschäftigt sich mit Fragen, die die Menschen schon immer umgetrieben haben. Die Antworten sind notwendigerweise zeitgebunden und im Rückblick immer an der einen oder der anderen Ecke defizitär. Wichtiger ist aber, dass die Fragen im Raum sind. Religionen und Glaubensgemeinschaften eröffnen ihren Mitgliedern eine gemeinsame Plattform, auf der sie benannt und verhandelt werden können – und eine Antwort angeboten wird, die sich der allen Menschen inhärenten Angst vor Existenzfragen zuwendet.
Antje Flüchter | Wider die Essentialisierung des Islam
Bei dem Phänomen der Islamophobie, wie überhaupt bei vielen der derzeitigen Debatten, wird erschreckend deutlich, dass die Dekonstruktion größerer Einheiten, sei es Nation, Religion oder Geschlecht, wie sie die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaftler in den letzten Dekaden immer wieder nachgewiesen haben, kaum in der Öffentlichkeit angekommen sind. Vielmehr zeigt sich gerade bei diesen Themen derzeit ein großes Bedürfnis nach einfachen Antworten, nach Gewissheiten und nach Identifizierungsangeboten oder Identitätsgewissheiten. Dies ist ebenso verständlich wie gefährlich.
Martin Zimmermann | Glaubensfragen
Eine differenzierte Wahrnehmung der Moslems ist unmöglich geworden. Dass sehr viele Anhänger dieses Glaubens sich selbst von radikalisierten Gläubigen der eigenen Religion bedroht sehen, wird kaum registriert. Deshalb können auch viele Politiker und Bürger sowie Medien, die für Verständnis und Integration werben, häufig nicht wahrnehmen, dass der Islam schwere innere Konflikte austrägt und sich verschiedene Gruppen auf das heftigste bekämpfen.
Der Geschichtstalk im Super7000
„Der Geschichtstalk im Super7000“ ist auf zunächst sechs Folgen angelegt, in denen es nicht darum gehen wird, Historikerinnen und Historiker in ihrer Profession als Historikerinnen und Historiker sprechen zu hören. Es geht nicht um das Nacherzählen von historischen Abläufen. Und es geht auch nicht um ein Fachgespräch. Worum es geht, ist ein Gespräch unter Bürgerinnen und Bürgern, die auch Geschichtsexperten sind, über aktuelle Debatten, in denen Geschichte eine wichtige Komponente ist. Kurz: Es geht um Public History, also das Aushandeln von Geschichte in der Gegenwart.
Plakat (1.02 MB)