Das Bild der Hohenzollern und ihre Wirkungsgeschichte sind oftmals noch von den Interpretationen und historischen Konstruktionen des 19. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bestimmt. Die Herrscher des Hauses Hohenzollern wurden damals zu den einzig handelnden, herausragenden und prägenden Persönlichkeiten der deutschen Geschichte stilisiert.
Für die Staats- und Identitätsbildung Brandenburg-Preußens und dessen kulturelle Entwicklung waren jedoch nicht nur die Kurfürsten und Könige und herausragende Minister bedeutsam. Und keinesfalls verlief der Aufstieg der Hohenzollern so ungebrochen, wie man vielfach noch meint.
So soll der Blick auf die Zeit der Hohenzollern durch die Betrachtung von Leistung und Wirken der Frauen des Hohenzollernhauses perspektivisch geweitet werden. Anders als es die gewohnte Reihung der Fürstennamen suggeriert, sind es die weiblichen Mitglieder der Dynastie, die ihre reale Verkörperung darstellen. In ihrer Funktion als Mütter sind sie die Garantinnen der Kontinuität. Gleichzeitig sind sie der lebende Ausdruck der Verknüpfung der Dynastie mit anderen Fürstenhäusern und Territorien. Die eingeheirateten Fürstinnen sind sowohl der Grund wichtiger territorialer Erwerbungen durch Erbfolge (z.B. das Herzogtum Preußen), als auch Motor des kulturellen Austausches und der Innovation; ebenso hatten sie Einfluss auf politische Bestrebungen und Vorgänge.
Wie wurden die Hohenzollernfrauen in Wissenschaft und Forschung bislang betrachtet? Welche Rollen übernahmen und „spielten“ sie? Wie beeinflussten sie Politik, Wirtschaft und Kultur des Hohenzollernstaates? Diese und andere Fragen sollen im Rahmen der Konferenz erörtert und beantwortet werden.
Tagungsprogramm Freitag, 10. Oktober 2014
9:30-10:00
Begrüßung, Grußwort, Einführung
Konrad Schmidt-Werthern, Abteilungsleiter der Kulturverwaltung Berlin;
Senator a.D. Walter Rasch, Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Preußische Seehandlung;
Jürgen Luh, SPSG
10:00-11:00
Männer machen Geschichte – Frauen machen Geschichte
Jürgen Luh, SPSG, im Gespräch mit Katrin Keller, Universität Wien
11:00-11:30 Kaffeepause
11:30-12:30
Samuel von Pufendorfs Taten des Großen Kurfürsten. Referenzwerk brandenburgisch-preußischer Geschichtsschreibung
Bernd Klesmann, Universität zu Köln
12:30-14:00 Mittagspause
14:00-15:00
Die Männergeschichte der Siegesallee. Dynastische Selbstdarstellung im wilhelminischen Deutschland
Jürgen Luh, SPSG
15:00-16:00
Frauengeschichte jenseits der Genderstudies
Julia von Grünberg, Nottuln
16:00-16:30 Kaffeepause
16:30-17:30
Wappen und Werden. Die Geschichte Brandenburg-Preußens im Spiegel der Heraldik
Klaus Krüger, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
17:30-18:30
Frauen, Dynastie, Politik
Nadja Geißler, SPSG, im Gespräch mit Daniel Schönpflug, Centre Marc Bloch, Berlin
18:30-20:00
Stehempfang für alle Tagungsteilnehmer
Tagungsprogramm Samstag, 11. Oktober 2014
9:00-10:00
Eine Rolle in dynastischer Zeit: Fürstin und Militär
Thomas Weißbrich, Stiftung Deutsches Historisches Museum Berlin
10:00-11:00
Elisabeth von Dänemark und die Reformation in Brandenburg, 1485–1555
Ulrike Sträßner, Universität Potsdam
11:00-11:30 Kaffeepause
11:30-12:30
Anna von Preußen – der Gewinn des niederrheinischen Erbes
Michael Kaiser, Max Weber Stiftung, Bonn
12:30-14:00 Mittagspause
14:00-15:00
Dorothea Sophie von Holstein-Glücksburg, 1636–1689
Claudia Sommer, SPSG
15:00-15:30 Kaffeepause
15:30-16:30
„Frau Deines Mannes, Tochter Deiner Mutter“. Mission und Scheitern der Kaiserin Victoria
Frank Müller, University of St Andrews
16:30-17:30
Geschichte in/durch Kunst. Perspektivweitung ausstellen.
Alfred Hagemann, SPSG, im Gespräch mit Bénédicte Savoy, Technische Universität Berlin