Aus der personen-, institutionen- und praxishistorisch ausgerichteten Wissenschafts- und Fachgeschichte resultieren Vergangenheitskonzepte, die biografisches Wissen über die involvierten Akteure implizieren, aktualisieren und problematisieren. Der regelmäßig vollzogenen Integration biografischer Fakten steht eine verbreitete epistemologische Skepsis gegenüber, die die Konzentration auf persönliche Zusammenhänge negiert. Stattdessen werden Theorien, institutionelle Strukturen, prominente Streitkonstellationen, aber auch Praktiken und Materialitäten als historische Größen profiliert. Im Rahmen dieses Workshops werden Forschungsprojekte zur Geschichte der Geisteswissenschaften vorgestellt, die von dem Interesse an Einzel- und Teilpraktiken (Edieren, Exzerpieren, Notieren) bis hin zu wissenschaftshistorischen Zugriffen entlang individueller oder kollektiver Forscher(auto-)biografien reichen. Diskutiert wird, wo genau die Grenze zwischen persönlichem und wissenschaftlichem Lebensvollzug, privaten und beruflichen Praxisformen verläuft – und welchen methodologischen Status ,die Person‘ in unterschiedlichen konzeptionellen Spielarten einnimmt.
Der Workshop findet in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Akademische Archive. Forschungsprojekte zur Praxisgeschichte der Geisteswissenschaften statt. Darin tauschen sich seit 2018 DoktorandInnen und PostDocs über fach- und wissenschaftshistorische Problemstellungen aus.
Die Veranstaltung ist öffentlich und Gäste sind herzlich willkommen.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Programm
Montag, 18. November
10.45 Begrüßung und Reading – Mike Rottmann (Halle-Wittenberg) und Karena Weduwen (Köln)
12.00 Arin Haideri (Bielefeld) Der Mann im Hintergrund: Hans Wahl und die Goethe-Gesellschaft
Respondenz: Justus Heck (Bielefeld)
13.00 Mittagspause
14.30 Anna Axtner-Borsutzky (München) „Jede Wissenschaft wird Humanwissenschaft sein oder sie wird nicht sein!“ Walter Müller-Seidels Wissenschaftsverständnis
Respondenz: Uwe Maximilian Korn (Heidelberg)
15.30 Kaffeepause
16.00 Mike Rottmann (Halle-Wittenberg) „Nur dumm, dass gerade dieses Problem Husserl total gegen den Strich geht.“ Methode und Praxis in der Nietzscheforschung am Beispiel Karl Löwith
Respondenz: Holger Dainat (Bielefeld)
17.00 Kaffeepause
18.00 Podiumsdiskussion „personae, rather than persons“? Wissenschafts- und Fachgeschichte zwischen Personen-, Institutionen- und Praxisgeschichte mit Monika Dommann (Zürich), Julian Hamann (Hannover), Myriam Isabell Richter (Hamburg) und Karena Weduwen (Köln)
Dienstag, 19. November
11.00 Livia Kleinwächter (Köln) Kalkül und Überraschung – Zur Inszenierung von Luhmanns Zettelkasten
Respondenz: Felix Bathon (Bielefeld)
12.00 Mittagspause
13.00 Jens Krumeich (Heidelberg) Fritz Martini. Ein literaturwissenschaftlicher Autor während und nach der NS-Zeit
Respondenz: Adrian Robanus (Köln)
14.00 Abschlussdiskussion – Mike Rottmann (Halle-Wittenberg) und Karena Weduwen (Köln)
14.30 Ende
Ort: Internationales Kolleg Morphomata, Weyertal 59, 50937 Köln (Rückgebäude, 3. Stock)
Konzept: Günter Blamberger / Mike Rottmann / Karena Weduwen
Kontakt: Karena Weduwen (karena.weduwen[at]uni-koeln.de)