Vor 332 Jahren wurde je nach Kalender heute beziehungsweise erst in zehn Tagen Johann Sebastian Bach in Eisenach geboren. Die doppelte Kalenderführung hat ihren Grund, denn bis Anfang des 18. Jahrhunderts galt in den deutschen protestantischen Territorien der julianische Kalender. Erst im Jahr 1700 wurde er vom gregorianischen abgelöst. Neben dem allgegenwärtigen Protestantismus in Eisenach verbindet Bach mit Martin Luther eine weitere biographische Gemeinsamkeit: beide haben die Lateinschule des ehemaligen Dominikanerkloster in Eisenach besucht - Bach 200 Jahre nach Luther. Der lutherische Einfluss auf den Komponisten und Musiker drückte sich später vor allem im Werk Johann Sebastian Bachs aus. Das Bachhaus in Eisenach nimmt den 500. Jahrestag der Reformation zum Anlass, in einer neuen Ausstellung die besondere Verbundenheit Bachs mit Luther zu thematisieren. Wir haben dem Direktor des Bachhauses, Dr. Jörg Hansen, unsere Fragen gestellt.
"Auf Auktionen, in Antiquariaten, von Privatsammlern - und auf eBay"
L.I.S.A.: Herr Dr. Hansen, Sie leiten in Eisenach das Bachhaus. Zu seinem Geburtstag Ende März wird eine Rekonstruktion der „Theologischen Bibliothek“ Johann Sebastian Bachs eingeweiht. Was genau ist unter dieser Rekonstruktion zu verstehen? Worum handelt es sich dabei genau?
Dr. Hansen: Das im Staatsarchiv in Leipzig aufbewahrte Nachlassverzeichnis Bachs enthält einen Abschnitt "An geistlichen Büchern", mit 52 Buchtitel in 81 Bänden. Von diesen Büchern ist leider nur eines mit Bachs Besitzvermerk aufgetaucht - Bachs sogenannte Calov-Bibel, die heute St. Louis, Missouri aufbewahrt wird. In den meisten Fällen war es zwischenzeitlich der Bach-Forschung möglich, anhand der dortigen Angaben - Größe, Kurztitel, Bandzahl, Schätzpreis - relativ genau die Ausgabe des jeweiligen Buchs zu ermitteln, die Bach besaß. Fast alle dieser Ausgaben konnten wir seit Beginn des Projekts erwerben: auf Auktionen, in Antiquariaten, von Privatsammlern - und auf eBay.