Bilder waren ein wichtiger Bestandteil königlicher Herrschaft. Vor diesem Hintergrund sind historische Phasen des Machtwechsels für die Kunstgeschichte von besonderem Interesse. Im 17. Jahrhundert befand sich Portugal in einer solchen Umbruchsphase: nach Jahrzehnten unter spanischer Herrschaft, stand ab 1640 wieder ein portugiesischer König an der Spitze. Es war der Beginn der portugiesischen Restauration, die auch für das damalige Kolonialreich von zentraler Bedeutung war. Dr. Urte Krass von der Ludwig-Maximilians-Universität München beschäftigt sich mit der Rolle von Bildern zu dieser Zeit. Wir werden die Umbrüche im damaligen Bilddiskurs repräsentiert? Welche Funktion hatten Bilder? Und, so auch der Titel ihres Projekts, wie zeigt man der Welt, dass man wieder einen König hat? Wir haben Sie zur Wirkmacht der Bilder befragt.
"Nahezu synchrone Phänomene zu erfassen und zu vergleichen"
L.I.S.A.: Frau Dr. Krass, Sie forschen zurzeit in Lissabon zur politischen Ikonographie der portugiesischen Monarchie im 17. Jahrhundert. Ihre Perspektive ist dabei in erster Linie eine kunsthistorische. Welche Fragestellung steht dabei im Zentrum Ihres Forschungsprojekts?
Dr. Krass: Mich interessiert ganz grundlegend, was Bilder können, was sie zu leisten imstande sind. Für diese – recht allgemein klingende, aber eben noch keineswegs geklärte – Frage eignet sich die historische Situation in Portugal im 17. Jahrhundert als „Versuchslabor“: Welche Aufgaben können Bilder erfüllen im Kontext einer frühneuzeitlichen Revolution wie der portugiesischen Restauration von 1640? In diesem Jahr rebellierte eine Gruppe adliger Verschwörer erfolgreich gegen die spanische Krone, die seit 1580 nach dem Erlöschen der portugiesischen Avis-Dynastie in Personalunion beide Staaten regierte. Mit Johann IV. von Bragança wurde wieder ein portugiesischer König eingesetzt.
Mich interessiert nun zum einen der Bilderdiskurs der Restauration im Kernland Portugal, zum anderen die Visualisierung dieses Ereignisses und ihre politische Bedeutung in den Kolonialgebieten. Detailanalysen von Bildern und Bildpraktiken, die mit der Restauração in Zusammenhang stehen, werden es in der Zusammenschau ermöglichen, auf globaler Ebene nahezu synchrone Phänomene in ihren jeweiligen lokalen Spezifika zu erfassen und zu vergleichen. Vor allem durch die Öffnung einer klassischerweise nationalgeschichtlich bearbeiteten Fragestellung in eine globale Perspektive verspreche ich mir Erkenntnisse im Hinblick auf die vielfältigen Funktionen, Einsatzmöglichkeiten und Wirkmächte von Bildern im Dialog zwischen Portugal und den jeweiligen kolonialen gesellschaftlichen Mikrokosmen.
Übergeordnetes methodisches Ziel meines Projektes ist es, Fragen aus dem etablierten Forschungsfeld der europäischen frühneuzeitlichen politischen Ikonographie mit den neueren Ansätzen einer transkulturellen Kunstgeschichte und Bildwissenschaft, einer „Global Art History“, zu verknüpfen.