Politische Polarisierungen in Gesellschaften drücken sich am sichtbarsten in ihren jeweiligen Kommunikationsformen aus. Nimmt man die gegenwärtigen in Deutschland zum Gegenstand, finden sich einige Hinweise darauf, dass sich das gesellschaftliche Klima verschärft hat und sich längst zwei unversöhnliche Pole gegenüberstehen. Oder sind es inzwischen gar mehr als nur die zwei, die das traditionelle Links-Rechts-Schema bietet? Der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Thomas Saalfeld von der Universität Bamberg hat in einer aktuellen Stellungnahme die sich vertiefende Kluft in Deutschland öffentlich angesprochen und Anregungen gegeben, wie man diese überwinden könnte. Wir haben ihm dazu unsere Fragen gestellt.
"Verbindung von Theorie und Praxis im Interesse einer weltoffenen Universität"
L.I.S.A.: Herr Professor Saalfeld, in einer aktuellen Pressemitteilung der Universität Bamberg haben Sie Vorschläge zur Überwindung der politischen Polarisierung in Deutschland vorgestellt. Bevor wir dazu kommen – welche aktuellen Entwicklungen haben Sie möglicherweise dazu veranlasst, mit diesen Denkanstößen an die Öffentlichkeit zu gehen?
Prof. Saalfeld: Unmittelbarer Anlass meiner Stellungnahme war eine überregionale Demonstration des Dritten Weges im Bamberger Stadtzentrum, eine friedliche Gegendemonstration und das große Polizeiaufgebot, um gewaltsame Auseinandersetzungen schon im Ansatz zu unterbinden. Als Sprecher einer internationalen Graduiertenschule und Organisator einer großen internationalen Winterschule für sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden in Bamberg war mir sehr daran gelegen, hier die Verbindung von Theorie und Praxis im Interesse einer weltoffenen Universität zu verdeutlichen. Durch meine eigenen Forschungen zum Rede-, Frage- und Abstimmungsverhalten von Abgeordneten in Parlamenten ist mir zudem die Verschärfung und Emotionalisierung des parlamentarischen Diskurses auf Elitenebene sehr bewusst, und zwar sowohl in Deutschland als auch in anderen Parlamenten.