In der vergangenen Woche ist der renommierte Kunsthistoriker und erste Träger des Gerda Henkel Preises, Prof. Dr. Martin Warnke, im Alter von 82 Jahren in Halle gestorben. Martin Warnke gehörte zu den herausragenden Persönlichkeiten der deutschen Kunstgeschichte der Gegenwart. Verbunden ist sein Name nicht zuletzt mit dem Werk des Kulturwissenschaftlers Aby Warburg, mit der Forschungsstelle für Politische Ikonographie im Warburg-Haus in Hamburg sowie mit einer Neuausrichtung der Kunstgeschichte seit den 1970er Jahren. Wir haben den Kunsthistoriker Prof. Dr. Andreas Beyer von der Universität Basel um einen Blick zurück auf Leben und Wirken dieses prägenden Wissenschaftlers gebeten.
"Die unverwechselbare Art, in der er sprach, war schönster Ausdruck seines Charakters"
L.I.S.A.: Herr Professor Beyer, in der vergangenen Woche ist der renommierte Kunsthistoriker Martin Warnke gestorben. Bevor wir auf sein Wirken als bedeutender Kulturwissenschaftler zu sprechen kommen – wie erinnern Sie sich persönlich an Martin Warnke?
Prof. Beyer: Ich erinnere mich zunächst und vor allem an seine Stimme. Die war merkwürdig brüchig, zittrig fast. Und das nicht erst, seit ihn seine Krankheit zunehmend hat Kraft verlieren lassen. Ich bin Martin Warnke in den achtziger Jahren erstmals begegnet, und schon damals klang seine Stimme so. Inzwischen bin ich überzeugt, dass diese unverwechselbare Art, in der er sprach, schönster Ausdruck seines Charakters war: unaufdringlich, eher fragend und tastend als behauptend, dabei hoch konzentriert und dialogfreudig zugleich. Und so war auch sein ganzes Auftreten. Einfach ein feiner Mensch.