Männlichkeit(en) werden erlernt, erlebt, erfahren, erlitten und performativ hergestellt. Die Tagung wendet sich vorrangig alltäglichen Praktiken zu und ist insbesondere interessiert an den Arten und Weisen, wie Männlichkeit(en) gelebt werden.
Mannsein zu leben war nie ein einfaches Unterfangen, sondern gekennzeichnet von einer je historisch und soziokulturell spezifischen Verwobenheit von Privilegien, Abwertungen, Überlegenheiten und Unterdrückungen. Dabei geht es – oft nur unterschwellig oder unbewusst – auch um den Aufbau von Identitäten in Vergleich und Konkurrenz mit oder in Abgrenzung von „anderen“. Für die Stabilisierung, aber auch für die Veränderung von Männlichkeit spielen Sozialisation und Subjektivierung eine zentrale Rolle. Die Art und Weise, wie Männlichkeit gelebt wird, verändert sich im Lebensverlauf. Formen von Partnerschaften, Freundschaften, aber auch solitäre und ungebundene Lebensweisen bestimmen große Bereiche des Alltags von Männern, und sie werden sehr unterschiedlich erlebt.
Eine Veranstaltung des Arbeitskreises AIM Gender und der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Fachbereich Geschichte, in Kooperation mit dem Zentrum für Geschlechterforschung der Universität Hildesheim.
Der Arbeitskreis für interdisziplinäre Männer- und Geschlechterforschung (AIM Gender)
Ziel des Arbeitskreises ist die fächerübergreifende gegenseitige Wahrnehmung und Kooperation von Forschenden aus Geschichts-, Literatur-, Kultur- und Politikwissenschaften sowie der Soziologie, die zum Thema Männlichkeiten und deren Auswirkungen auf Kultur und Gesellschaft in Vergangenheit und Gegenwart arbeiten. Auch Angehörige anderer Fachrichtungen sind willkommen.
Weitere Informationen: www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/soziologie/fakultaet/personen/lengersdorf/forschung/aim_gender/
Programm
Donnerstag, 15. Juni 2023
18:00 Uhr
Abendessen
19:00 Uhr
Begrüßung
Johannes Kuber (Stuttgart), Prof. Dr. Martin Dinges (Stuttgart), Prof. Dr. Britta Hoffarth (Hildesheim)
Einleitende Kurz-Statements
Martin Dinges, Prof. Dr. Diana Lengersdorf (Bielefeld), Britta Hoffarth, Prof. Dr. Toni Tholen (Hildesheim)
19:30–20:40 Uhr
Sektion 1: Queere Männlichkeiten
Moderation: Diana Lengersdorf
Napoleon Seyfarths mediale Selbstinszenierungen. Untergeordnete Männlichkeit und Tier-Werden unter dem Zeichen von Aids
Dr. Jean-François Laplénie (Paris)
Nicht-binäre Männlichkeit. Zur Paradoxie einer Ästhetik der Transgression
Prof. Dr. Walter Erhart (Bielefeld)
Kennenlernen in der Denkbar
Freitag, 16. Juni 2023
8:00 Uhr
Frühstück & Morgenimpuls
9:00–10:10 Uhr
Sektion 2: Jugend
Moderation: Britta Hoffarth
„Immer näher rückt der Knabe seinem Berufe“. Gefühlsbezogene Praktiken der Männlichkeit in Tagebüchern von Jungen (1840–1900)
Dr. Sylvia Wehren (Hildesheim)
Praktiken außeralltäglicher (Nicht-)Männlichkeiten. Geschlechterkonstruktionen in Jugendszenen
Prof. Dr. Michael Meuser (Dortmund)
10:10 Uhr
Kaffee/Tee & Butterbrezel
10:40–11:50 Uhr
Sektion 3: Männliches Leben im Spätmittelalter
Moderation: Martin Dinges
Maskulinität(en) im Spätmittelalter. Konstruktionen der Männlichkeit des römisch-deutschen Herrschers im 13. und 14. Jahrhundert
Dr. Hendrik Hess (Bonn)
Männlichkeit vor dem Straßburger Rügegericht (1478/79)
Prof. Dr. Gabriela Signori (Konstanz)
12:00 Uhr
Mittagessen
13:30–15:15 Uhr
Sektion 4: Väterlichkeit
Moderation: Michael Meuser
Die Szene der Vaterschaft. Drama & Krise
Marten Weise (Frankfurt)
Heimwerken – eine Vatergeschichte?
PD Dr. Jonathan Voges (Hannover)
Involvierte Väterlichkeit. Transformation männlicher Sorgelogik in eine neue Ethik der Sorge
Matthias Luterbach (Basel)
15:15 Uhr
Kaffee/Tee & Kuchen
15:40–18:00 Uhr
Sektion 5: Männlichkeiten in der Kunst
Moderation: Toni Tholen
Spielmann, Deserteur und Galgenvogel. „Männerliebe, -leben und -sterben“ im German Lied
Prof. Dr. Gesine Schröder (Leipzig)
Zur Intersektionalität von Männlichkeit, Behinderung und sozialer Schicht. Eine Analyse des Dramas „Graf Karl von Adelsberg“ (1776) von Ludwig Philipp Hahn
Isabelle Wagner (Darmstadt)
Männliche Leidenschaften – Vitalismus, Futurismus und Suprematismus. Eine künstlerische Avantgarde in der Dynamik der Moderne und als symbolische Repräsentanz politischer Macht
Dr. Ursula Matschke (Stuttgart)
Am Pissoir
Florenz Gilly (Wien)
18:00 Uhr
Abendessen
danach gesellige Runde in der Denkbar
Samstag, 17. Juni 2023
8:00 Uhr
Frühstück & Morgenimpuls
9:00–10:45 Uhr
Sektion 6: Männliche Selbstkonstruktionen
Moderation: Johannes Kuber
Biographisches Erzählen als konstitutiver Faktor von „Männlichkeit(en)“ in Briefen Ewald Christian von Kleists (1715–1759)
Annika Hübner (Potsdam)
Spuren von „männlichem“ Heroismus und „männlichem“ Mut in Selbstzeugnissen und Berichten von und über Geistliche im Dreißigjährigen Krieg
PD Dr. Andreas Weigl (Wien)
Männer unterwegs. Herstellung und Aushandlung von Männlichkeiten in den spätmittelalterlichen Pilgerberichten des Dominikaners Felix Fabri
Anne-Greta Sacher (Oldenburg)
10:45 Uhr
Kaffee/Tee & Snacks
11:15–12:25 Uhr
Sektion 7: Männliche Nahbeziehungen
Moderation: Walter Erhart
Serielle Monogamie und emotionaler Kapitalismus als männliche Genderpraktik der Spätmoderne
PD Dr. Katja Kauer (Fribourg/Tübingen)
Male polygamy. An emerging trend in the group of economically successful men in contemporary Russia
Dr. Tatjana Fenicia (Zürich)
12:30 Uhr
Mittagessen
13:30–14:40 Uhr
Sektion 8: Berufsmännlichkeiten
Moderation: Diana Lengersdorf
Ärztlicher Habitus und hegemoniale Männlichkeit. Der Einfluss hegemonialer Männlichkeitsleitbilder auf das Gesundheits- und Krankheitsverhalten von Ärztinnen und Ärzten im 20. Jahrhundert
Dr. Sebastian Wenger (Konstanz)
Lebensweisen von Männern aus Führungspositionen in der Finanzbranche. Selbstreflexion und Transformation
Anika Thym (Basel)
14:40 Uhr
Tagungskritik und Perspektiven
15:00 Uhr
Ende der Tagung
Tagungsleitung
Prof. Dr. Martin Dinges, Stuttgart
Prof. Dr. Britta Hoffarth, Universität Hildesheim, Zentrum für Geschlechterforschung
Johannes Kuber, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Fachbereich Geschichte
Prof. Dr. Diana Lengersdorf, Universität Bielefeld
Prof. Dr. Toni Tholen, Universität Hildesheim
Tagungskosten
- inkl. Verpflegung und Übernachtung im EZ 176,70 €
- inkl. Verpflegung und Übernachtung im DZ 147,70 €
- ohne Übernachtung und Frühstück 78,70 €
Ermäßigt
- inkl. Verpflegung und Übernachtung im DZ 117,70 €
- ohne Übernachtung und Frühstück 48,70 €
Anmeldung
www.akademie-rs.de/vakt_24632
Die Anmeldung erbitten wir schriftlich spätestens bis zum 31.05.2023. Sie erhalten eine Anmeldebestätigung. Bei Rücktritt von der Anmeldung vom 05.–13.06. (Eingangsdatum) stellen wir Ihnen die Hälfte der Tagungskosten in Rechnung, danach bzw. bei Fernbleiben die Gesamtkosten. Ersatz durch eine andere Person befreit von Stornogebühren.
Tagungsstipendium
Wenn Sie als Studierende Interesse an einem Stipendium für diese Tagung haben, melden Sie sich bei Johannes Kuber (kuber@akademie-rs.de). Der Förderverein der Akademie kann bei entsprechender Eignung die Kosten bis auf einen geringen Eigenanteil übernehmen. (Rechtsweg ist ausgeschlossen.)
Kontakt
Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Fachbereich Geschichte
Assistenz: Simone Storck
Im Schellenkönig 61, 70184 Stuttgart
Tel: +49 711 1640 752
E-Mail: storck@akademie-rs.de