Die Bukowina, heute geteilt zwischen der Ukraine und Rumänien, verbindet als Grenzregion Ostmitteleuropa, Südosteuropa und Osteuropa. Das literarische Leben dieser europäischen Kulturlandschaft in der wechselvollen ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts steht im Fokus zweier Vortragsabende am 17. und 18. November 2014 in München. Referieren werden die Germanistin Oxana Matiychuk und der Germanist Peter Rychlo aus Czernowitz.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Bukowina mit dem Abkommen von Saint Germain Teil des Rumänischen Königtums. Damit geriet das ehemalige habsburgeriche Kronland in eine paradoxe Situation: Mit seinen ukrainischen, rumänischen, jüdischen und deutschen Bewohnern war das Land multikulturell und polyethnisch geprägt. Dass die Rechte der nationalen Minderheiten gewahrt werden sollen, hatten die Schutzverträge der Pariser Friedenskonferenz gefordert. Dennoch verfolgte Rumänien die Politik einer Rumänisierung. Welche Folgen diese Politik für die innerethnischen und interkulturellen Beziehungen in der Bukowina hatte, zeichnet der Germanistikprofessor Peter Rychlo in seinem Vortrag am Dienstag, 18. November 2014, nach. Beginn des Vortrags ist um 18 Uhr im Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München, Raum A213. Vortragssprache ist Deutsch, die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei.
Tags zuvor, am Montag, 17. November 2014, wird die Germanistin Dr. Oxana Matiychuk Einblick in die Dichtung jüdischer Autorinnen und Autoren der Bukowina geben. Sie rückt dabei die Versdichtung von Rose Ausländer in den Vordergrund. In den Gedichten spiegelt sich die Erfahrung von Flucht und Vertreibung wider, die Juden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlitten haben. Die Gedichte von Rose Ausländer sowie weiterer Dichter aus der Bukowina, darunter Paul Celan, wird im Anschluss Helmut Becker rezitieren. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im Lyrik Kabinett, Amalienstraße 83, Rückgebäude. Der Eintrittspreis beträgt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro.
Beide Veranstaltungen sind eine Kooperation der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien, dem Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropa, dem Lyrik Kabinett und der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde.