Landwirtschaftsformen und Ernährungsstile lassen niemanden unbeteiligt. Sie prägen ländliche wie urbane Räume und Sozialitäten ebenso wie die Umwelt, das Klima, die biologische Vielfalt, das Leben der Nutztiere und die Gesundheit der Menschen.
Wie man an Traktordemos »freier Bauern« oder an Autobahnblockaden der »Letzten Generation« sehen kann, entzünden sich hieran tiefgreifende gesellschaftliche Auseinandersetzungen. Und diese bringen typische Ambivalenzen von Fortschritt zur Anschauung: Agrartechnische Beherrschung von Natur mag je nachdem als Vernutzung einer Ressource erscheinen, die den Logiken des modernen Kapitalismus gerade entzogen sein soll, oder im Gegenteil als Leistungssteigerung, ohne die eine wachsende Weltbevölkerung nicht ernährt werden könne.
Zugleich gibt es wenige Politikfelder, die wie dasjenige der Agrar- und Ernährungspolitik durch horizontale wie vertikale Politikverflechtung gekennzeichnet sind – von der lokalen Agrarverwaltung bis zur Welthandelspolitik. Dazu gehören Politikblockaden, wie sie derzeit am Streit um die agrarpolitischen Folgerungen aus dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sowie seine Auswirkungen auf Getreidemärkte und Lebensmittelpreise beobachtet werden können.
Vor diesem Hintergrund hat vor knapp einem Jahr eine von der Bundesregierung eingesetzte »Zukunftskommission Landwirtschaft « neue Perspektiven einer ökologisch, ökonomisch und sozial gleichermaßen verantwortlichen Agrar- und Ernährungspolitik entwickelt. Peter Strohschneider, Vorsitzender der »Zukunftskommission Landwirtschaft«, stellt diese Perspektiven zur Diskussion.
An den Vortrag schließt sich ein Kommentar von Armin Nassehi, Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie an der LMU München und seit 2018 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Fritz Thyssen Stiftung, an. Nach einer Diskussion auf dem Podium wird auch das Publikum einbezogen.
Anmeldung: www.fritz-thyssen-stiftung.de/veranstaltungen
Peter Strohschneider ist Professor emeritus für Germanistische Mediävistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 2006 bis 2011 war er Vorsitzender des Wissenschaftsrats, von 2013 bis 2019 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Fritz Thyssen Stiftung.