Das Kloster Heiligkreuztal wurde von einer Schwesterngemeinschaft im 13. Jahrhundert gegründet. Nur wenige Dekaden später, im Jahr 1319, wurde das hochgotische Münster in Kloster Heiligkreuztal geweiht. Dies nahm der Zusammenschluss Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zum Anlass, im Anschluss an die Feier zum Jubiläum "700 Jahre Münster Heiligkreuztal" den Tagungsband "Kloster Heiligkreuztal. Geistliche Frauen im Mittelalter" herauszugeben. In diesem sind Vorträge und wissenschaftliche Beiträge zusammengefasst, die das Nonnenkloster betreffen - von Architektur- und Kunstgeschichte bis hin zur Wirtschaftsgeschichte und Ökonomie, von der Gründung über die Baugeschichte des mittelalterlichen Klosterkomplexes bis hin zum sozialen und religiösen Leben im Konvent. Über Handlungsspielräume und Frömmigkeitspraxis der Nonnen sprachen wir mit dem Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Herrn Michael Hörrmann, im L.I.S.A.Interview.
"Eine bis heute nicht vollständig ausgewertete archivalische Überlieferung"
L.I.S.A.: Sie nähern sich in dem bebilderten Tagungsband „Geistliche Frauen im Mittelalter. Kloster Heiligkreuztal“ dem Kloster aus einem interdisziplinären Blickwinkel, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Architektur, Kunst, Geschichte, Politik und weiteren Disziplinen kommen zu Wort. Was macht in Ihren Augen die Besonderheit dieses Klosters aus? Warum die Beschäftigung gerade mit diesem Kloster? Welche auch architektonischen Aspekte begeistern Sie persönlich am meisten?
Hörrmann: Die Sonderstellung von Kloster Heiligkreuztal dokumentiert sich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen durch den überkommenen Baubestand, der das Gesamtensemble innerhalb der beiden erhaltenen Mauerringe in seltener Vollständigkeit erleben lässt. Zu nennen ist auch die erhaltene Vierflügelanlage der Klausur, die sich bis in Einzelheiten an der Struktur zistererziensischer Männerklöster orientiert. Dann die dominante Erhaltung der baulichen Situation des 16. Jahrhunderts, sowohl bei den Wirtschaftsgebäuden, als auch in Kirche und Klausur mit den reich erhaltenen Wandmalereien – dies, obwohl das Kloster bis 1804 weiter blühte. Aber auch der selten vollständige Erhaltungszustand der Glasmalereien im großen Chorfenster wäre zu nennen. Zum anderen der hervorragende Erhaltungszustand, der den ebenso engagierten wie sensiblen Restaurierungsmaßnamen der Stefanus-Gemeinde zu verdanken ist. Und nicht zuletzt die ausgesprochen gute archivalische Überlieferung, die bis heute nicht vollständig ausgewertet ist.