Die Bösewichter in James Bond-Filmen schalten und walten von besonderen Räumen aus. Es sind Machträume, die die Machtträume von Figuren wie Dr. No, Goldfinger, Blofeld oder Stromberg verkörpern sollen, so die These der Kunsthistorikerin Dr. Petra Kissling-Koch. Geschaffen hat diese Arenen der Macht, in denen Techniken aller Art und räumliche Dimensionen zu einem visuellen Gesamtfaszinosum zusammenschmelzen, der im März verstorbene Filmarchitekt Kenneth "Ken" Adam. Petra Kissling-Koch hat in ihrer Dissertation, die mit dem Ulrich-Weidner-Preis für Kunstgeschichte ausgezeichnet wurde, diese von Ken Adam entworfenen Machträume auf ihre filmarchitektonische Ästhetik sowie auf die Zuschauerrezeption hin untersucht. Wir haben sie dazu befragt.
"Auch ohne Dialog erkennen, welche Funktion der Raum hat"
L.I.S.A.: Frau Dr. Kissling-Koch, Sie haben sich in Ihrer Forschung als Kunsthistorikerin mit dem beschäftigt, was früher einmal als Filmarchitektur bezeichnet wurde und heute als Bildbau im Film ein Begriff ist. Ihr Protagonist ist dabei der berühmte Filmarchitekt Ken Adam. Was genau interessiert Sie an Ken Adam? Was ist Ihre Ausgangsfrage?
Dr. Kissling-Koch: Ken Adam ist bekannt für seine phantasievollen und außergewöhnlichen Filmbauten, in der breiten Bevölkerung insbesondere durch die James-Bond-Filme. Seine ausdrucksvollen und kreativen Ideen haben mich seit jeher fasziniert. Hinzu kommt mein großes Interesse an der Designsprache der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts, die in den frühen Bondfilmen besonders effektvoll in Szene gesetzt wurde. Adam schuf eine Ikonographie der Machträume, die den Konflikt zwischen Tradition und Moderne, aber auch zwischen Gut und Böse visualisiert.
In meiner Dissertation beschäftigte ich mich vor allem mit der Frage, woran lassen sich diese Räume der Macht erkennen? Und welchen Gestaltungskanon zeichnet sie überhaupt aus? Adams Bauten kommunizieren und transportieren Botschaften, was für einen Film nicht unerheblich ist, da der Betrachter auf den ersten Blick auch ohne Dialog erkennen kann, welche Funktion der Raum hat. Adam widmete den gegnerischen Mächten ihre eigene Formensprache, was gleichzeitig eine positive oder negative Architektursicht erzeugte.