Am Valentinstag vor einer Woche debattierten in der ehrwürdigen Paulinerkirche zu Göttingen vier Geisteswissenschaftler über eine besonders alte und besonders innige Liaison: Wissen und Bibliothek. Im Raum stand die Frage nach der Zukunft dieser Beziehung. Wie steht es um Bibliotheken im Internetzeitalter? Brauchen wir diese in großen und oft repräsentativen Gebäuden untergebrachte Institution im digitalen Zeitalter noch? Sind digitale und virtuelle Bibliotheken nicht praktischer, effizienter und kostengünstiger? Lösen sie die klassischen Bibliotheken ab? Oder sind die Bibliotheken so anpassungsfähig, dass sie auch den digitalen Wandel unbeschadet überstehen?
Aktuelle Zahlen weisen zumindest darauf hin, dass Bibliotheken von ihrer Attraktivität nichts eingebüßt haben. In Deutschland gibt es derzeit mehr als 8.000 Bibliotheken an fast 12.000 Standorten - darunter mehr als 2.000 öffentliche Bibliotheken, gut 4.000 in kirchlicher Trägerschaft und etwa 250 wissenschaftliche Bibliotheken an Universitäten und Fachhochschulen. Täglich kommen fast 700.000 Besucher in die Bibliotheken - das sind im Jahr mehr als 200 Millionen (zum Vergleich: etwa 150 Millionen Kinobesucher und 100 Millionen Museumbesucher jährlich) -, die pro Jahr rund 470 Millionen Medien entleihen. Kann man angesichts solcher Zahlen noch ernsthaft von einer Krise der klassischen Bibliothek und einem großen Anpassungsdruck an die digitale Welt sprechen?