Im Internet wird wissenschaftliche Forschung oftmals von Personen öffentlich gemacht oder kommentiert, die zwar selbst über eine wissenschaftliche oder zumindest journalistische oder medienrelevante Ausbildung verfügen, diese Forschung aber nicht selbst betreiben. Das gilt auch für die Archäologie. Warum aber soll man Anderen das Feld überlassen und als Forscher nicht selbst tätig werden? Das Kibyratis-Projekt ist ein archäologisches Feldforschungsprojekt in der Türkei und seit Januar auf Facebook anhand von regelmäßig erscheinenden Beiträgen begleitbar.
Kann man auf Facebook ein archäologisches Forschungsprojekt begleiten?
Ein Experiment von Oliver Hülden
Oliver Hülden (Kibyratis-Projekt München/Wien)
Vor einiger Zeit habe ich bei L.I.S.A. einen kurzen Film über ein archäologisch-historisches Feldforschungsprojekt in der antiken Kibyratis (Südwest-Türkei) eingestellt (Video bei L.I.S.A.), das seit 2008 durch die Gerda Henkel Stiftung unterstützt wird und das ich als Klassischer Archäologe gemeinsam mit dem Althistoriker Prof. Dr. Thomas Corsten (Universität Wien) leite. Die Initiative zu diesem Film ging von einem unserer Mitarbeiter, Dipl.-Ing. Andreas Rieger (Hochschule Karlsruhe), aus, der mit diesem Medium bereits im Rahmen seiner vermessungstechnischen Tätigkeit für andere archäologische Projekte weitreichende Erfahrungen gesammelt hat. Dennoch handelte es sich um eine eher spontane Aktion, die darauf abzielte, einige Aspekte unserer wissenschaftlichen Forschungen auch in bewegten Bildern festzuhalten. Nach erstem Zögern haben wir uns dann dazu entschlossen, den Film bei L.I.S.A. einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen.
Zumindest für mich sehr überraschend und unerwartet hoch fiel daraufhin die Resonanz auf unseren Film aus. Das hat mich dazu animiert, die aktuell geführte Diskussion um das Verhältnis von Wissenschaft und Öffentlichkeit vor dem Hintergrund des digitalen Wandels stärker in mein Blickfeld zu rücken und Überlegungen zur öffentlichen Darstellung des eigenen Forschungsprojekts anzustellen, die über gelegentliche Vorträge und Beiträge in populärwissenschaftlichen Zeitschriften hinausgehen. Als Folge habe ich Anfang Januar im Sinne eines Experiments eine eigene Seite für das Kibyratis-Projekt auf Facebook gestartet. Facebook wurde deshalb ausgewählt, weil eine eigene Homepage nicht zuletzt wegen des geringen Bekanntheitsgrades der Region selbst unter Fachkollegen sicherlich nicht dieselben Möglichkeiten der schnellen und vor allem messbaren Verbreitung geboten hätte und überdies die Handhabung von Facebook verhältnismäßig einfach ist.
Das Kibyratis Projekt bei Facebook
Das Ziel der Seite ist es jetzt, mittels regelmäßig eingestellter Beiträge über unsere Forschungen zu berichten und damit unser Projekt und seine Ergebnisse für einen interessierten Personenkreis zeitnah und allgemein verständlich begleitbar zu machen. Die auf 15 bis 25 Zeilen begrenzten und stets bebilderten Artikel sind gewöhnlich nur einem einzigen Aspekt gewidmet und insofern inhaltlich abgeschlossen. Darüber hinaus stehen sie aber naturgemäß in einem Zusammenhang und sollen am Ende sogar ein Gesamtbild unserer Forschungen vermitteln. Da die Facebook-Seite dem Beginn des aktuellen Projekts gewissermaßen hinterherhinkt, sind die bisherigen Beiträge noch mit unserer eigenen „Forschungsvergangenheit“ beschäftigt: Vor einigen Jahren hatten wir zunächst eine der vier Städte der Kibyratis, das antike Bubon, intensiv untersucht, und so waren und sind die derzeitigen Beiträge den dort erzielten Ergebnissen und mancher vielleicht überraschenden Anekdote zu diesem Ort gewidmet. Der Rückstand zu den laufenden Forschungen soll dann spätestens bis zum Sommer aufgeholt sein, um aktuell von unserer Kampagne berichten zu können, die wir im übrigen auch wieder – und diesmal auf nicht mehr ganz so spontane Weise – filmisch begleiten werden. Wessen Interesse nun geweckt ist und wer einen archäologisch-historischen Survey von seinem Entstehen bis zu seinem Abschluss begleiten möchte, der ist herzlich dazu eingeladen.
PS: Um die Beiträge zu lesen oder die Fotos anzuschauen, bedarf es keiner Anmeldung bei Facebook. Wer allerdings interaktiv tätig werden möchte (was ich sehr begrüße), muss sich anmelden.
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(https://www.facebook.com/askanarchaeologist
sagen, dass es durchaus funktioniert und auch viel Spaß macht. Was nützt schon die schönste Wissenschaft wenn es keiner mitbekommt :-)
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