Jacques Rancière hat mit seiner Frage „Ist Kunst widerständig?“ eine Diskussion wieder angestoßen, die in die Zeit der Studentenrebellion von 1968 zurückreicht. Deren 50. Jahrestag soll Anlass sein, sich in Frankfurt a. M. der Frage nach dem politisch-emanzipatorischen Potential der Kunst aus der heutigen Situation heraus erneut zuzuwenden. Drei aktuelle Diskurszusammenhänge motivieren das interdisziplinäre Programm der projektierten Veranstaltung: 1. Rancières Kritik an einer apolitischen Postmoderne und sein Anknüpfen bei einer vermeintlich veralteten Tradition ästhetischer Utopie, welche durch den deutschen Idealismus und die Philosophie der Romantik geprägt wurde. 2. Die ebenfalls wieder im Rahmen dieser Aktualisierung politischer Ästhetik diskutierte Philosophie Adornos und der Kritischen Theorie. 3. Die vor dem Hintergrund dieser Theoriefelder neu geortete subversive, aufklärerische und utopische Dimension der neuzeitlichen, modernen und zeitgenössischen Kunst.
Programm:
Donnerstag, 25.10.2018
Was ist Kritik?
Moderation: Christine Tauber
14:00 Begrüßung durch Regine Prange und Christine Tauber
14:15 Regine Prange (Frankfurt a. M.): Nach ’68: Kunst(geschichte) als Ideologie(kritik)
15:00 Ulrich Oevermann (Bern): Formen der Kritik bei Adorno
15:45 Kaffeepause
16:00 Thorsten Schneider (Münster, Kunstakademie): O. K. Werckmeister und die kritische Kunstwissenschaft
16:45 Dietrich Erben (München, TU): Architekturkritik als interventionistische Strategie: Der Fall Manfredo Tafuri
17:30 Birte Kleine-Benne (Berlin): Theorie- und Kunst-Kritik mit Foucaults „reflektierter Unfügsamkeit“
Freitag, 26.10.2018
Widerständige Kunst nach ’68 – Kritische Fallstudien
Moderation: Florian Schmidt
09:30 Christine Tauber (München, LMU): Einführung
10:00 Jürgen Müller (Dresden, TU): Das subversive Bild in der frühen Neuzeit
10:45 Kaffeepause
11:00 Thomas Helbig (Berlin, HU): „Politisch Filme machen“ – Der Pariser Mai als Null- und Wendepunkt im Werk von Jean-Luc Godard
11:45 Johannes Vincent Knecht (Berlin, FU): Fett, das nicht kalt wird – zur Resistenz und Wirksamkeit von Joseph Beuys
Ästhetik und Kritik der Postmoderne
Moderation: Regine Prange
14:00 O. K. Werckmeister (Berlin): Politischer Widerstand in der sowjetischen und deutschen Kunst, 1932–1939
14:45 Christian Drobe (Halle-Wittenberg): Kritische Arbeit mit Bildern? Das Spätwerk von Peter Weiss und Rolf Dieter Brinkmann als Experimentierfeld zwischen Moderne und Postmoderne
15:30 Kaffeepause
15:45 Oona Lochner & Holger Kuhn (Lüneburg): „The Common Sense“. Affektive Widerständigkeit bei Melanie Gilligan und Rosi Braidotti
16:30 Peter Geimer (Berlin, FU): Subversiv, reflexiv, kritisch – zur rhetorischen Überfrachtung zeitgenössischer Kunst
17:15 Christian Janecke (Offenbach, HfG): Kunstwiderständler in Kassel
Samstag, 27.10.2018
Kritische Theorie heute
Moderation: Marcus Dauss
09:45 Ines Kleesattel (Zürich, Hochschule der Künste): „...so komplex ist die Welt in der Tat“. Adornos Wahrheitsästhetik und das kritisch-emanzipatorische Wissen von „Künstlerischer Forschung“
10:30 Michael Jekel (Frankfurt a. M.): Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“ zwischen selbstreferentieller Medialität und subkulturellem Realismus
11:15 Kaffeepause
11:30 Florian Schmidt (Frankfurt a. M.): Theodor W. Adorno und das Projekt einer ‚Ästhetischen Theorie‘ nach der modernen Kunstwissenschaft
12:15 Verena Krieger (Jena): Das „Prinzip Montage“ – heute. Kontinuitäten und Transformationen in Theorie und Praxis
13:00 Abschlussdiskussion
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Veranstalter:
Kunstgeschichtliches Institut der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München
Organisation:
Prof. Dr. Regine Prange (Goethe-Universität, Frankfurt a. M.)
Prof. Dr. Christine Tauber (Ludwig-Maximilians-Universität und ZI, München)
Ort der Tagung:
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Campus Westend, Casino-Gebäude
Raum 1.801 (Renate-von-Metzler-Saal)
Norbert-Wollheim-Platz 1 (ehem. Grüneburgplatz 1)
60323 Frankfurt a. M.
Anmeldung:
Die Teilnahme ist kostenlos. Um Anmeldung wird gebeten unter: widerstand2018(at)zikg.eu