In Frankfurt am Main lädt die Stiftung Polytechnische Gesellschaft dazu ein, die Heimatstadt beziehungsweise das eigene Stadtviertel historisch zu erforschen. Angesprochen sind dabei weniger professionelle Historikerinnen und Historiker, sondern alle, die sich für die Geschichte ihres Stadtteils interessieren. L.I.S.A. hat bereits mehrere Projekte von ehemaligen Teilnehmern vorgestellt. Bei der aktuell fünften Auflage der Initiative haben wir der Literaturwissenschaftlerin Dr. Susanne Czuba-Konrad, die als StadtteilHistorikerin Identitäten im Frankfurter Viertel Dornbusch untersucht, unsere Fragen gestellt.
"Es gibt so etwas wie ein Wir-Gefühl der Bewohner"
L.I.S.A.: Frau Dr. Czuba-Konrad, Sie nehmen an der aktuellen Staffel der Frankfurter StadtteilHistortiker teil. Wie kamen Sie zu den StadtteilHistorikern?
Dr. Czuba-Konrad: Im Frühjahr 2014 gewann ich zu meiner Freude und Überraschung den lokalen Gedichtwettbewerb des Geschäftsrings Dornbusch. Das Gedicht ist eine Liebeserklärung an „meinen“ Stadtteil in Versen. Ich nahm dann Kontakt zur Stadtteilzeitung der Ev. Dornbuschgemeinde „Wir am Dornbusch“ auf, ob sie nicht Lust hätten, mein Gedicht abzudrucken. So kamen wir ins Gespräch und sie luden mich ein, bei der Zeitung in die Redaktion einzutreten und mitzuschreiben. Ein Redakteur machte mich auf die laufende Ausschreibung der Stiftung Polytechnischen Gesellschaft aufmerksam. Das Thema grenzte ich dann in einem Vorgespräch mit dem Projektleiter der Stadtteilhistoriker, Dr. Oliver Ramonat, ein. So kam ich zu den Stadtteilhistorikern.
L.I.S.A.: Wie heißt Ihr Projekt? Worum geht es dabei?
Dr. Czuba-Konrad: Das Projekt trägt den Namen „Stadtteilidentität am Dornbusch“. Es geht darin um die Frage, was das Charakteristische, das Einzigartige am Dornbusch ausmacht. Es geht auch darum, ob der Stadtteil Dornbusch ein Einheitsempfinden hat, oder ob es nur ein „identitätsloses“ Wohngebiet ist. Die Fragen sind berechtigt, da der Stadtteil 1946 aus Teilen Eckenheims und Ginnheims zusammengeführt wurde und somit nicht über eine eigene Ortstradition verfügt. Außerdem wird er durch die Teilung der Eschersheimer Landstraße durch den U-Bahn-Strang in zwei Hälften gespalten. Trotzdem gibt es so etwas wie ein Wir-Gefühl der Bewohner und auch ein Zusammenhangsempfinden.
Es ist ein eher bürgerlicher Stadtteil mit Ärzten, Kaufleuten und Geschäften, aber durch die Nähe zum Hessischen Rundfunk gibt es auch ein künstlerisch-intellektuelles Publikum. Die Frage nach der Identität und der „Mix aus Idylle und Großstadt“ wurde in zwei Zeitungsartikeln treffend dargestellt - in der Frankfurter Neue Presse und in der Frankfurter Rundschau.