Gewaltbilder zeichnen sich oft durch eine zwiespältige Wirkung aus: sie schrecken ab und verstören, können aber auch faszinieren und erregen oder zur meditativen Versenkung auffordern. Seit der Antike tritt dieses scheinbare Paradoxon der anziehenden Abstoßung und abstoßenden Anziehung laufend in Erscheinung. Betrachtende finden sich hierbei unter moralischem und ästhetischem Selbsteinschätzungsdruck einem Dilemma ausgesetzt: besser hinoder doch hieber wegsehen?
Angesichts der aktuellen Präsenz von Gewalt in der tagespolitischen Berichterstattung ist es kaum verwunderlich, dass vielerorts der Eindruck eines bislang nie dagewesenen Ausmaßes an Gewalt entsteht. Unbeachtet bleibt dabei aber, dass aktuelle Pressebilder immer auch auf bestimmte Traditionen und Entwicklungen visueller Wissensordnungen und Bildsetzungen in medial transformierten Gewalthandlungszusammenhängen verweisen.
Ziel der Tagung ist es, nicht nur die Vielfalt der Erscheinungsformen bildlicher Gewalt und ihren motivischen Strang herauszuarbeiten, sondern auch die zwiespältige Wirkkraft bildlicher Gewalt auf den jeweiligen Betrachter in den Blick zu nehmen.