Professor Dr. Stefan Plaggenborg veranstaltet vom 11. bis 13. Mai 2016 als Senior Fellow des Historischen Kollegs ein Kolloquium zum Thema "Gerechtigkeit und gerechte Herrschaft in vergleichender Perspektive (15.–17. Jh.)".
Die Tagung widmet sich dem Zusammenhang von Gerechtigkeit und gerechter Herrschaft für den Zeitraum des 15. bis 17. Jahrhunderts in vergleichender Perspektive.
Sie untersucht
1.) Gerechtigkeit als Herrschaftslegitimation,
2.) das Verhältnis von Religion, Recht und Gerechtigkeit sowie
3.) das Problem von Gerechtigkeit und Gewalt.
Unterschiedliche Regionen stehen zur Debatte: aus dem lateinisch-christlichen Bereich mit seinen spezifischen Rechts- und Herrschaftstraditionen, dem christlich-orthodoxen Russland mit „östlichen“ Traditionen sowie das Osmanenreich mit ebenso vorislamischen wie (sunnitischen) islamischen Gerechtigkeitstraditionen. Die Frage ist, wie bei dem scheinbar universalen Prinzip der Gerechtigkeit unter ganz unterschiedlichen historischen Bedingungen Gemeinsamkeiten und Unterschiede historisch beschreibbar und interpretierbar sind. Die Frage der gerechten Herrschaft dockt zugleich an Probleme der Staatswerdung und -konsolidierung, der frühneuzeitlichen Vorstellungen von Gesellschaft und der Kommunikation der Herrschaft und mit ihr an.
Die Tagung findet im Historischen Kolleg (Kaulbachstr. 15, 80539 München) statt. Eine Teilnahme ist nur nach bestätigter Anmeldung unter joern.retterath@historischeskolleg.de möglich!
Programm:
Mittwoch, 11. Mai 2016
18:00 Uhr Stefan Plaggenborg: Gerechtigkeit und gerechte Herrschaft in der Frühen Neuzeit
Donnerstag, 12.5.2016
Sektion I: Gerechtigkeit und Herrschaftslegitimation
9:00 Uhr Hans Georg Majer (München): Sultan und Gerechtigkeit im Osmanischen Reich
9:30 Uhr Petra Schulte (Köln): Gerechtigkeit im politischen Denken Burgunds
10:00 Uhr Stefan Plaggenborg (Bochum/München): Gerechtigkeit und Herrschaft in Russland um 1500
10:30 Uhr Kaffeepause
11:00 Uhr Hans-Jürgen Bömelburg (Gießen): Gerechtigkeit, gerechte Herrschaft und Herrschaftslegitimation. Das frühmoderne Polen-Litauen im Schnittpunkt europäischer Kulturen
11:30 Uhr Wolfgang Reinhard (Freiburg im Breisgau): Kommentar; anschl. Diskussion
13:00 Uhr Mittagspause
Sektion II: Gerechtigkeit in Recht und Religion
14:30 Uhr Günter Baranowski (Leipzig): Gerechtigkeitsaspekte in den russischen Rechtsbüchern der Mitte des 16. Jahrhunderts (Sudebnik 1550, Stoglav)
15:00 Uhr Claudia Römer (Wien): Zur Rhetorik von Macht und Legitimität, Gerechtigkeit und Freundschaft in osmanischer Korrespondenz mit den Habsburgern des 16. Jahrhunderts
15:30 Uhr Kaffeepause
16:00 Uhr Alexander Schunka (Berlin): Aus Liebe und Moderation? Gerechte Herrschaft und Multikonfessionalität im Alten Reich
16:30 Uhr Alfons Brüning (Nijmegen): Symphonia als moralische Ordnung: Moskauer Diskurse über den gerechten Herrscher und seine Funktion
17:00 Uhr Ludwig Steindorff (Kiel): Kommentar; anschl. Diskussion
Freitag, 13.5.2016
Sektion III: Gerechtigkeit, gerechte Herrschaft und Gewalt
9:00 Uhr Markus Koller (Bochum): Die südosteuropäischen Provinzen des Osmanischen Reichs im 17. Jahrhundert – Das Ideal der Gerechtigkeit im Zeichen einer resilienten Herrschaftspraxis
9:30 Uhr Cornelia Soldat (Köln): Ein gerechter Herrscher für das Heilige Volk. Zustimmung und Dissens im kulturellen System Moskowiens
10:00 Uhr Michaela Hohkamp (Hannover): Herrschaft an der Grenze – Gewalt und Gewalttätigkeit im Kontext von Herrschaftstransfers an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert
10:30 Uhr Kaffeepause
11:00 Uhr Peter Burschel (Wolfenbüttel): Kommentar; anschl. Diskussion
12:30 Uhr Ende der Tagung