Der berühmte Barockgarten von Herrenhausen in Hannover steht für eine bestimmte Vorstellung über das Zusammenspiel von Natur und Kunst - genauer gesagt für die Vorstellung des Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz. Obwohl der Garten in Herrenhausen, an dessen Konzeption Leibniz wesentlich beteilgt war, in seiner Anlage betont geometrisch wirkt, drückt sich nach Meinung des Kunsthistorikers Prof. Dr. Horst Bredekamp darin eine besondere Form der Freiheit aus. Wir haben Professor Bredekamp zu seiner These befragt.
"Gärten haben einen Gesamtkunstcharakter"
L.I.S.A.: Herr Professor Bredekamp, Sie beschäftigen sich als Kunsthistoriker mit Gärten. Welche Gärten sind das genau und was ist aus der Sicht der Kunstgeschichte an Gärten interessant?
Prof. Bredekamp: Gärten sind aus kunsthistorischer Sicht von besonderem Interesse, weil sie mit der Landschaftsgestaltung sowohl die Architektur wie zumindest auch die Skulptur, aber auch die Malerei umfassen. Zudem kommt eine Kunsttechnologie hinzu, die für die Wasserhydraulik und oft auch Automaten eingesetzt wurde. In diesem Sinn haben Gärten einen Gesamtkunstcharakter, der sie zu Konzentraten allgemeiner Entwicklungen werden ließ. Ich habe mich vor 30 Jahren insbesondere mit dem nördlich von Rom gelegenen, manieristischen Garten von Bomarzo sowie in den letzten Jahren mit dem Garten von Herrenhausen in Hannover befasst. Beide sind auf den ersten Blick Gegensätze: während Bomarzo zunächst einen frühen Landschaftsgarten zu repräsentieren scheint, gehört Herrenhausen zur Gruppe der geometrischen Barockgärten.