Wird in den Geisteswissenschaften derzeit über Soziale Medien, Blogs und Massenmedien gesprochen, dann wird zumeist kontrovers diskutiert, ob Wissenschaftler/innen – und hier insbesondere der Nachwuchs – diese nutzen sollten, um auf sich und ihre Forschung aufmerksam zu machen. Während die einen meinen, das könne der Karriere schaden, betonen andere, dass diese Art der Öffentlichkeitsarbeit durchaus der wissenschaftlichen Imagepflege dient und Job- oder Publikationsangebote die Folge sein können.
Frühling in der geisteswissenschaftlichen Blogosphäre?
Tagung über „Weblogs in den Geisteswissenschaften“ am 9. März 2012 in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München
Betrachtet man das Phänomen jedoch nur unter dem Eigen-PR-Geschichtspunkt, wird man dieser Form der wissenschaftlichen Kommunikation nicht gerecht. Denn das regelmäßige Schreiben in Sozialen Medien und Blogs dient neben dem Aufbau eines Netzwerks auch der Diskussion mit Fachkollegen/innen und vor allem dem eigenen Reflektionsprozess. Thesen können so erstmals formuliert und erprobt, Lektüre und Erkenntnisse aus der laufenden Forschung mitgeteilt werden. Externe Wissenschafts- und interne Fachkommunikation müssen dabei kein Widerspruch sein. Das zeigt der Blick auf andere Länder und andere Disziplinen, in denen das wissenschaftliche Bloggen zum Alltag gehört.
Doch auch im deutschsprachigen Raum und bei den Geisteswissenschaften herrscht Aufbruchstimmung, und die derzeit wahrnehmbaren Kontroversen sind vielleicht nur das Symptom dafür, dass sich Veränderungen langsam Bahn brechen. Diese Veränderungen nimmt die Tagung „Weblogs in den Geisteswissenschaften oder: Vom Entstehen einer neuen Forschungskultur“ am 9. März 2012 in München in den Blick. In den insgesamt zehn Vorträgen stehen Fragen der Zielsetzung, Akzeptanz und Stilformen dieser Art der Publikation im Mittelpunkt. Weitere wichtige Themen sind Qualitätssicherung, Themenfindung und Umgang mit Kommentaren. Auch ein Blick über den Tellerrand auf die Blogkultur anderer Länder und anderer Disziplinen wird geworfen. Die Tagung will neben einer Bestandsaufnahme auch Anregungen für das eigene wissenschaftliche Bloggen bieten.
Die Veranstaltung begleitet den Onlinegang des Blogportals de.hypotheses.org. Das Portal stellt einen kostenlosen Service zur Verfügung, der das Eröffnen von Wissenschaftsblogs aus allen Disziplinen der Humanities erleichtert, diese unter einem Dach versammelt und damit für eine größere Sichtbarkeit wie auch für die Archivierung der Inhalte sorgt.
Veranstaltet wird die Tagung vom Deutschen Historischen Instituts Paris und vom Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians Universität München, mit finanzieller Unterstützung von L.I.S.A. – Das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung und der Stiftung Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (DGIA).
Termin: 9. März 2012, 09:00–17:30 Uhr
Ort: Bayerische Akademie der Wissenschaften, Alfons-Goppel-Str. 11, 80539 München.
Weitere Informationen: http://redaktionsblog.hypotheses.org
Kontakt / Anmeldung: Deutsches Historisches Institut Paris,
Inger Brandt: ibrandt@dhi-paris.fr
Twitterhashtag: #dhiha4