„In der Vorlesung geht es um ein Fußballspiel, das im August 1942 im von den Deutschen besetzten Kyiv stattfand. In der sowjetischen Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg wurde es als „Todesspiel von Kyiv“ zum Mythos, nachdem sowjetische Sportler sich weigerten, das Spiel gegen eine deutsche Militärmannschaft zu verlieren und daraufhin vom Platz weg verhaftet und erschossen wurden. Anke Hilbrenner untersucht diesen Mythos und zeigt, dass es sich bei den Sportlern weniger um heldenhafte Widerstandskämpfer handelte, sondern um Sportler, die versuchten, sich unter den Bedingungen der Besatzung durchzuschlagen. Fußball war für sie ein Mittel, unter den Bedingungen der deutschen Hungerpolitik die Versorgung ihrer Familien mit Brot sicherzustellen. Einige von ihnen wurden ermordet, sie wurden Opfer der willkürlichen Gewalt der deutschen Besatzer.
Ausgehend von diesen Ereignissen führt Anke Hilbrenner aus, wie die sowjetische Kriegserinnerung nach 1991 russifiziert wurde, und welche konkurrierenden Erinnerungsnarrative in der Ukraine und darüber hinaus in Ostmitteleuropa entstanden."