Die Suche nach Tätern nationalsozialistischer Verbrechen ist auch gut 65 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht beendet. Derzeit sind bei der "Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen" in Ludwigsburg noch mehr als zwanzig sogenannte Vorermittlungsverfahren anhängig. Für öffentliches Aufsehen und eine ungebrochen große mediale Aufmerksamkeit sorgten zuletzt das Verfahren gegen John Demjanjuk am Landgericht in München und ein Prozess in Aachen gegen den früheren SS-Mann Heinrich Boere.
Bis heute ist unklar, wie viele NS-Täter unerkannt nach 1945 fliehen konnten und unter welchen falschen Identitäten noch leben. Wo halten sie sich auf? Wie konnten sie sich der Justiz nach 1945 entziehen? Welche Fluchtwege nutzten sie? Welche Priorität maß die deutsche Justiz der Verfolgung von NS-Verbrechern bei? Wer kümmerte sich um die Enttarnung und Verhaftung untergetauchter Nazis?
Das Dossier fasst Beiträge zusammen, in denen sich Nachwuchshistoriker und renommierte Forscher mit der Frage nach pesonellen und institutionellen NS-Kontinuitäten nach 1945 auseinandersetzen.