Wie waren Geschlecht, Gesundheit und Gesundheitsversorgung im Mittelalter miteinander verflochten? Welche geschlechterbezogenen Muster medizinischer Praxis lassen sich feststellen? Und welche Rolle spielten in diesem Zusammenhang die Träger, Produktion und Verbreitung von Wissen um den kranken, gebrechlichen oder reproduktiven Körper? Mit diesen Fragen an den Schnittstellen von Geschichtswissenschaften, Kunst- und Medizingeschichte hat sich der internationale Workshop „Gender(ed) Histories of Health, Healing and the Body, 1250-1550” beschäftigt, der am 25./26. Januar 2018 in Kooperation mit der Competence Area IV „Cultures and Societies in Transition“ und dem Zentrum für Mittelalterstudien bei der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities stattfand. Wir haben die beiden Organisatorinnen des Workshops, die Mediävistinnen Eva-Maria Cersovsky und Dr. Ursula Gießmann, im Vorfeld getroffen und mit ihnen über die Inhalte des Workshops und den Stand der Geschlechterforschung in der deutschen Mediävistik gesprochen.
a.r.t.e.s. Graduate School: Liebe Eva, liebe Ursula, ihr veranstaltet nächste Woche zusammen den Workshop „Gender(ed) Histories of Health, Healing and the Body, 1250-1550”. Ursula, du bist ehemalige Postdoktorandin des a.r.t.e.s. Research Lab, und du, Eva, bist aktuell Promotionsstipendiatin im Integrated Track. Wie habt ihr euch kennengelernt und wie seid ihr dazu gekommen, den Workshop gemeinsam in Angriff zu nehmen?
Eva-Maria Cersovsky (EMC): Ursula und ich kennen uns tatsächlich schon recht lange. Als ich 2012 als studentische Hilfskraft an den Lehrstuhl für spätmittelalterliche Geschichte der Uni Köln gekommen bin, war Ursula dort wissenschaftliche Mitarbeiterin und ich habe das Tutorium zu ihrer Einführungsveranstaltung gehalten. Dies war quasi unsere erste kleinere Kooperation.
Ursula Gießmann (UG): Die Idee zu dem Workshop ist dann konkret entstanden, als ich mich mit Eva über ihr Dissertationsprojekt zu Straßburger Gesundheits- und Fürsorgestrukturen im späten Mittelalter unterhalten habe. Wir beide haben Interesse an einem in der mediävistischen Forschung gerade wieder stärker betriebenen Forschungsfeld, nämlich der Geschichte der Unfruchtbarkeit – vor allen Dingen bei Männern –, an deren Wahrnehmungen und den daraus folgenden Praktiken. Aus diesem Themenbereich, der jetzt auch in unserem Workshop-Programm vertreten ist, und aus Evas Schwerpunkt der städtischen Gesundheitsversorgung aus geschlechtergeschichtlicher Perspektive ist diese Idee für den Workshop entstanden.