In unserem zweiten Interview in Erinnerung an den vor zwei Wochen verstorbenen britischen Historiker Eric Hobsbawm haben wir mit dem Historiker und Nationalismusforscher Prof. Dr. Peter Alter gesprochen. Neben dem Forschungsfeld Nationalismusforschung verbinden Prof. Dr. Peter Alter mehrere Begegnungen mit Eric Hobsbawm.
"Von akademischem Hochmut keine Spur"
L.I.S.A.: Herr Professor Alter, vor zwei Wochen ist der berühmte britische Historiker Eric Hobsbawm im Alter von 95 Jahren gestorben. Wie haben Sie den Historiker, aber auch den Menschen Eric Hobsbawm in Erinnerung? Bei welchen Gelegenheiten sind Sie ihm begegnet?
Prof. Alter: Eric Hobsbawm war für mich der bedeutendste britische Historiker unserer Zeit – wegen seiner Themen, der Weite seines Horizonts und seiner Sprachkunst. Seine Werke erlangten ja nicht nur in Großbritannien fast den Rang von Bestsellern. Während meiner Tätigkeit in London am Deutschen Historischen Institut habe ich ihn gelegentlich getroffen, zuletzt wohl 2004 oder 2005 bei einer Tagung über die politische Kultur Europas um 1800. Hobsbawm besuchte gern Vorträge und Konferenzen und belebte mit klugen, manchmal scharfzüngigen Interventionen die Debatte. Sein stupendes Wissen, seine fachliche Neugier und seine Sprachkenntnisse waren beeindruckend. Von akademischem Hochmut war bei ihm keine Spur, und von der bei Historikern heute so beliebten Spezialisierung auf ein sehr enges Gebiet hielt er gar nichts.
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Kluge Fragen führten zu informativen und kompetenten Antworten.