Stress ist normal und gehört zum Leben. Wenn der Stress allerdings nicht durch Phasen der Entspannung abgebaut werden kann, sondern zum Dauerzustand wird, besteht die Gefahr, dass sich Krankheitsbilder wie chronische Erschöpfung, Burnout und Depressionen entwickeln. Belastungen wie Termin- und Leistungsdruck, Jobunsicherheit, Zukunftsängste, die Pflege von Angehörigen oder das Erziehen von Kindern lassen den Raum für Entspannung häufig schwinden – mit fatalen Folgen: 2008 waren deutsche Arbeitnehmer allein wegen Burnout-Symptomen fast zehn Millionen Tage krank. Laut einer 2009 veröffentlichten Studie der Betriebskrankenkassen entstehen dadurch Kosten in Höhe von 6,3 Milliarden Euro. Auch wenn sie noch auf Platz vier der häufigsten Krankheiten rangieren – die Tendenz ist steigend –, so lösen psychisch bedingte Krankheiten bereits jetzt die längsten Fehlzeiten von Arbeitnehmern aus (DAK-Gesundheitsreport).
Welche Faktoren spielen beim Entstehen dieser Leiden zusammen? Liegen die Ursachen für Stress, Burnout und Depression wirklich in unserer modernen, anforderungsintensiven Lebensumwelt und den psychosozialen Belastungen oder hängen sie mit der individuellen Charakterstruktur und der Lebensgeschichte jedes Einzelnen zusammen? Welche Auswege aus dem Stress gibt es? Was ist Stress überhaupt und gab es ihn schon immer? Können wir Burnout und Depressionen überhaupt vorbeugen? Wie finde ich die richtige Therapie? Welche innovativen Behandlungskonzepte gibt es? Welche Folgekosten kommen auf unser Gesundheitswesen zu?
Darüber sprechen am 28.9.2011 auf der MS Wissenschaft: Prof. Dr. Ulrich Hegerl, ärztlicher Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig und Sprecher des Kompetenznetzes „Depression, Suizidalität“, Prof. Dr. Herbert Heuer, Leiter der Projektgruppe „Transformierte Bewegungen" am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der Technischen Universität Dortmund, und der Psychologe Prof. Dr. Leo Montada, bis 2003 Direktor des Zentrums für Psychologische Information und Dokumentation an der Universität Trier. Es moderiert Dr. Hartmut Wewetzer vom Tagesspiegel.