Friedrich Christian Laukhard (1757-1822) nimmt im gegenwärtigen Kanon der deutschen Literatur keinen der vorderen Plätze ein. Dazu ist er der heutigen Leserschaft zu unbekannt. Das war vor gut 200 Jahren noch anders. Während seiner Schaffenszeit war er nicht unter den Gelehrten ein bekannter Schriftsteller, wenn ihm auch schon damals die Anerkennung weitgehend versagt geblieben ist. Dabei hatte er alles vorzuweisen, was ihm den Status eines der großen Literaten hätte einbringen können. Aber es kam anders. Der Germanist Dr. Dirk Sangmeister vom Forschungszentrum der Universität Erfurt hat sich diesen besonderen Außenseiter der Aufklärung genauer angeschaut, Leben und Werk Laukhards erforscht und seine Ergebnisse nun in einem Buch veröffentlicht. Wir haben Dr. Dirk Sangmeister unsere Fragen gestellt.
"Lange Zeit nur ein ganz einseitiges Bild von Laukhard"
L.I.S.A.: Herr Dr. Sangmeister, Sie haben eine Fallstudie zu einem deutschen Schriftsteller der Aufklärung vorgelegt: Friedrich Christian Laukhard. Wie kamen Sie darauf, einen – wie Sie schreiben – „Außenseiter der Aufklärung“ in den Blickpunkt einer Studie zu nehmen, über den schon mehrfach publiziert worden ist? Was interessiert Sie an diesem Außenseiter besonders? Und: Haben Sie dabei auf neues Quellenmaterial zurückgreifen können?
Dr. Sangmeister: Laukhard könnte man als einen »bekannten Unbekannten« bezeichnen: Sein Name ist den meisten Germanisten zwar geläufig, und zwar aufgrund seiner Autobiographie, den fabelhaft reichhaltigen und anschaulichen »Leben und Schicksalen«, die im Original vier Bände füllen, aber lange Zeit nur in schmalen Auswahlausgaben verfügbar waren und die ein ganz einseitiges Bild von Laukhard abgaben. Mich interessiert jedoch, wie schon Christoph Weiß, der 1992 die maßgebliche Monographie über Laukhard veröffentlicht hat, das Gesamtwerk Laukhards, und da vor allem diejenigen Schriften, die zensiert, indiziert und konfisziert wurden – oder die gar nicht erst veröffentlicht werden konnten. Über diese habe ich in diversen Archiven allerhand Dokumente finden können, die es mir ermöglichen, die damaligen Motive und Methoden der Zensur sowie einige der Gründe für die Ausgrenzung seiner Person zu rekonstruieren.
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Mit freundlichen Grüßen, Ihre L.I.S.A.Redaktion
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