Über die Zeit im Gedicht zu sprechen, scheint ein schwieriges Unterfangen. Die Augenblicklichkeit, Verdichtung und Bildlichkeit des Gedichts stehen seinem Verlauf tendenziell entgegen. Doch Tempus-Grammatik und Temporalstilistik stellen ebenso wie rekursive Elemente, Enjambements und Zäsuren lyrische Sprachbewegungen dar, die den Modus von Zeit verändern, Rück- und Gegenläufigkeiten bewirken, Erinnerungen verkörpern und in die Zukunft vorausweisen. Die Rede des zeitlosen Gedichtes verstellt Politisierungs- und Historisierungsmöglichkeiten, die der Lyrik inhärent sein dürften. Der Workshop stellt sich die Frage, wie Zukunft und Zukünftigkeit in der Lyrik thematisiert, dargestellt und reflektiert wird. Gibt es eine spezifische Metaphorik der Zukunft? Trägt ihr Form zur Entzeitlichung bei oder unterläuft sie diese stets?
Die Zukunft der Lyrik
Workshop des Erich Auerbach Institute for Advanced Studies, Universität zu Köln | 25.–26.11.2021
Programm
Donnerstag, 25. November
13.00 Begrüßung
13.15 Jakob Christoph Heller (Halle): Zyklus, Typos, Weltgericht. Formen des Zukunftsbezugs in vormoderner Lyrik
Till Dembeck (Luxemburg): Zukünftige Geliebte. Die metrische Zukunft des Gedichts
Sebastian Klinger (Oxford): „Wenn... dann... dann...“: Konditionale Zukunftsszenarien bei Klopstock
15.30 Pause
16.30 Claudia Hillebrandt (Jena): „Du mußt dein Leben ändern“. Zeitrelationen der lyrischen Apostrophe
Eva Axer (Berlin): „... und warte/ ein paar hundert Jahre“ – Raum/Zeitstrukturen bei Annette von Droste-Hülshoff und Marion Poschmann
Freitag, 26. November
11.00 Fabian Wolbring (Marburg): „Jetzt und hier für immer“ – lyrische Reaktualisierbarkeit konzipieren
Annika Hildebrandt (Bonn): Latente Zukunft. Zeitspeicher in der Lyrik von Wolfgang Hilbig
12.30 Pause
14.00 Christian Meierhofer (Bonn): Anlass und Appell. Zukunftsentwürfe ökologischer Lyrik
Alexander Weinstock (Hamburg): „Und eines Tages wird es Nacht.“ Durs Grünbein und was das Gedicht (noch immer) von der Zukunft weiß
Andrea Polaschegg (Bonn): What next (and how come)? Traditionsbeschleunigte Vorwärtsbewegung in der Gegenwartslyrik
Schlussworte
Der Workshop findet im Raum S 15, Seminargebäude der Universität zu Köln statt. Teilnahme nur nach vorheriger Anmeldung möglich.
Anmeldung bei Paula Eßer, pesser16@uni-koeln.de