Im November fand in Leipzig ein Expertenworkshop zum Thema "Kompetenzorientierung und Wissenstransfer: Neue Lern- und Lehrstrategien in den Geschichts-, Kunst- und Orientwissenschaften" statt. Lehrende und Studierende aus unterschiedlichen Fächern trafen sich zu einem Ideenaustausch über die Zukunft der sogenannten 'Kleinen Fächer'. Wir haben die Initiatorinnen des Workshops, Dr. Franziska Naether und Dr. Juliane Bally, nach Verlauf und Ergebnissen der Tagung befragt.
"Wissenstransfer klappt bei vielen 'Kleinen Fächern' ziemlich gut"
L.I.S.A.: Frau Dr. Bally, Frau Dr. Naether, die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig eine Tagung mit dem Titel: „Kompetenzorientierung und Wissenstransfer. Neue Lern- und Lehrstrategien in den Geschichts-, Kunst- und Orientwissenschaften“ veranstaltet. Worum ging es genau? Warum braucht die Wissenschaft neue Lern- und Lehrstrategien vor allem beim Wissenstransfer?
Dr. Bally: Wir haben vier Thematiken herausgestellt, die in Form von Impulsreferaten und sich anschließenden Diskussionen bearbeitet worden sind: Employability, Interdisziplinarität, Lehrpraxis im Transfer und Curriculumsentwicklung. Die Heidelberger Kunstgeschichte und die Leipziger Ägyptologie stellten innovative Lern-Lehr-Konzepte vor – also z.B. wie aktuelle Forschung in die Lehre einfließen kann und dass man möglichst frühzeitig im Studium das Berufsfeld kennenlernt, Praktiker/innen in die Uni holt, Möglichkeiten zur Vernetzung bietet usw. Dieser Wissenstransfer klappt bei vielen „Kleinen Fächern“ ziemlich gut und man konnte sich auf dem Workshop einige Anregungen holen bzw. seine guten Erfahrungen weitergeben. Viele Dozent/innen waren auch daran interessiert, in den oft starren Vorgaben der Curricula etwas Schwung und Abwechslung hineinzubringen, ohne die formalen Vorgaben der Studienorganisation zu unterwandern. Auch aus diesem Grund haben wir eine Tagungsdokumentation erstellt, die Interessierte abrufen und nachnutzen können, falls sie in Leipzig nicht dabei sein konnten.
Dr. Naether: Außerdem gab es zwei Podiumsdiskussionen, u.a. zur Vermittlung von Kompetenzen im Studium und ob man das dann so im Arbeitsmarkt verwenden kann. Die Mischung der Disktuant/innen aus akademischer Lehre und der Praxis zeigte, dass die Universitäten gut daran tun, ihr Fachwissen zu vermitteln und ihre Studiengänge nicht inhaltlich zu „verwässern“. Die Fähigkeit, sich einem komplizierten Fachgegenstand zu widmen und den nach diversen Fragestellungen abzuklopfen, schätzen die Arbeitgeber auch außerhalb der Wissenschaft. Ein Format des Expertenworkshops, die Arbeit in Kleingruppen, funktionierte besonders gut. Wir mussten die Teilnehmenden regelrecht zum Aufhören anhalten und hatten im Anschluss als Ergebnis sehr schöne Abschlusspräsentationen – und zwar zu den Themen „Forschendes Lernen: Integration interdisziplinärer Kompetenzziele“, „Interkulturelle Kompetenzorientierung: Formulierung von Lernzielen“ und „Innovative Lern-/Lehrmethoden: Verankerung im Curriculum“. Gerade in der letzten Gruppe gab es viel Diskussionspotential u.a. zum Thema „E-Learning“ und „MOOCs – Massive Open Online Courses“.
Dr. Bally: Diesen Themenfeldern und Problematiken widmete sich die Veranstaltung und wollte eine Plattform zum kollegialen Austausch bilden. Hinzu kommt, dass die „Kleinen Fächer“ in Zeiten der Zusammenkürzung von ganzen Studiengängen Alleinstellungsmerkmale benötigen, damit auf sich aufmerksam machen müssen, Vernetzungspotentiale ausschöpfen, und einer fortschreitenden Digitalisierung von Forschung und Lehre zu begegnen haben – Stichwort Digital Humanities.
Dr. Naether: Der Austausch während des Expertenworkshops sollte sich multiperspektivisch und ergebnisoffen gestalten – so waren auch Studierende und Promovierende eingeladen. Sie brachten ihre Vorschläge und Ideen bei Arbeit in Kleingruppen sowie den Diskussionsrunden mit ein. Außerdem waren sie Protokollant/innen für alle Veranstaltungsteile. Ein gemeinsamer Abend im Ägyptischen Museum und die Pausen boten Freiraum für den informellen Ideenaustausch und zur individuellen Vernetzung.
Bild: Dr. Naether