Wie sah die Film- und Fernsehlandschaft der Deutschen Demokratischen Republik aus und welche Akteure, abgesehen von der Deutschen Film AG (DEFA) und dem Deutschen Fernsehfunk (DFF), prägten Film und Fernsehen? Unter anderem dieser Frage widmet sich der Medienwissenschaftler Dr. Dennis Basaldella in seiner kürzlich veröffentlichen Dissertation: In dieser betrachtet der Wissenschaftler den freien Filmemacher Horst Klein und blickt auf Werk sowie Biografie. Wir haben Dr. Basaldella um ein Interview gebeten, um mit ihm über die Thematik zu sprechen.
"Filmhistorische Forschung in Verbindung mit biografischen Komponenten"
L.I.S.A.: Herr Dr. Basaldella, Sie haben sich in Ihrer Dissertation intensiv mit dem freien Filmhersteller Horst Klein sowie der Film- und Fernsehlandschaft in der DDR beschäftigt. Was fasziniert Sie an dem Thema und wie ist das Projekt entstanden?
Dr. Basaldella: Mein Forschungsschwerpunkt fokussiert sich verstärkt auf filmhistorische Forschung in Verbindung mit biografischen Komponenten. Am meisten hat mich daher an diesem Projekt fasziniert, dass ich die Gelegenheit hatte, mich intensiv mit der Karriere eines einzigen Filmschaffenden zu befassen. Das nicht nur aus der Sicht des filmischen Schaffens, sondern eben auch aus biografischer Sicht, denn ich bin der Meinung, dass sich durch die parallele Betrachtung von Wirken und Leben eine sehr produktive Mischung ergibt, die zu einem großen Erkenntnisgewinn führt. So wird auch oft klarer, warum Personen in manchen Situationen so gehandelt haben wie sie gehandelt haben. Bei Horst Klein ist diese Verbindung besonders ergiebig und eindeutig, da er zu Beginn seiner Arbeitstagebücher sein Leben und seine Arbeit oder genauer gesagt sein Leben und den Film durch einen zwar romantisierten, aber sehr eindeutigen ersten Eintrag verknüpft und damit eine Verbindung aufmacht, die die Betrachtung seines Schaffens bestimmt und seinen Arbeitsethos zeigt.
Zum Thema bin ich eigentlich durch Zufall gekommen. Zu Beginn meines Masterstudiums in Europäischer Medienwissenschaft an der Universität Potsdam habe ich ein Seminar von Dr. habil. Ralf Forster vom Filmmuseum Potsdam zum Amateurfilm in der DDR besucht. Durch dieses Seminar habe ich dann begonnen mich mit DDR-Amateurfilm zu befassen und kam auch so zum Filmmuseum Potsdam, wo ich bis Ende März 2020 als Mitarbeiter und auch Leiter des Filmarchivs tätig war. In meiner Masterarbeit habe ich mich dann schließlich mit dem Amateurfilmarchiv „Wir waren so frei … Momentaufnahmen 1989/1990“ der Deutschen Kinemathek befasst. Ursprünglich wollte ich in meiner Doktorarbeit dann etwas anderes machen und so entschloss ich mich für das Thema Berlin im Reisefilm vor 1945. Für dieses hätte ich in einem ersten Schritt für längere Zeit im Archiv der Kinemathek recherchieren müssen. Als ich jedoch die Recherche beginnen wollte, musste ich feststellen, dass das Archiv wegen einer Umstellung der Datenbank für längere Zeit schließen sollte und so musste ich mir ein neues Thema suchen. Durch die Kontakte zum Filmmuseum wurde ich dann schließlich auf den Nachlass von Klein aufmerksam, der zwar erfasst, aber noch keineswegs inhaltlich aufgearbeitet war. Und selbst wenn Klein zwar kein Amateur, sondern ein Professioneller war, bin ich so zu meinem thematischen roten Faden zum DDR-Film zurückgekehrt.