Der Historiker und Verfasser mehrerer Studien zur Literaturpolitik im „Dritten Reich“ Dr. Jan-Pieter Barbian skizziert in seinem Vortrag Vorgeschichte, Ablauf und mit besonderem Augenmerk auch die Nachgeschichte der sogenannten "Aktion wider den undeutschen Geist", deren Höhepunkt die durch die Nationalsozialisten inszenierten deutschlandweiten Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933 darstellten. Er charakterisiert dabei die Bücherverbrennungen, die bereits zeitgenössisch als "das Symbol der nationalsozialistischen Revolution" gedeutet wurden, als öffentlichkeitswirksamstes Zeichen einer radikalen kulturpolitischen Wende. Einen besonderen Schwerpunkt legt er auf die Rolle, die der deutschen Studierendenschaft in diesem Prozess zukam.
Ringvorlesung 1933/34 - Tendenzen und Diskussionen jüngerer Forschung zur »Machtergreifung«
Das Institut für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum hat im vergangenen Wintersemester verschiedene Gastdozenten aus unterschiedlichen Universitäten eingeladen, aktuelle Forschungen zur "Machtübernahme" der Nationalsozialisten vorzustellen und dabei zu zeigen, dass die Phase der rechtlichen, kulturellen und sozialstrukturellen Umgestaltungen in den Jahren 1933/34 heute noch einmal neu gewichtet werden muss.
Zu leicht fiel es lange, Linearitäten und Alternivlosigkeit in die "Machtergreifung" und "Gleichgeschaltung" einzuschreiben.In den Vorträgen wird die Ereignisgeschichte der "Machtergreifung" neu nachgezeichnet; die Positionen und Rollen von Wirtschaft, Kirchen, Militär und Universitäten untersucht; sozial- und regionalgeschichtliche Aspekte vertieft; die antisemitische Gewalt der Jahre 1932 bis 1934 gewichtet; kritische Fragen an die Forschungsgeschichte gestellt. Nicht zuletzt wird der Überlegung der Zerstörung oder Unterhöhlung der Weimarer Demokratie ein neuer Diskussionsort gegeben.
Im L.I.S.A.Portal werden in der vorliegenden Reihe ein Teil der Vorträge, die durch die Ruhr-Universität aufgezeichnet wurden, der Öffentlichkeit verfügbar gemacht.