Trotz seines großen Oeuvres mit mannigfaltigen Anregungen und Denkanstößen – darunter des bahnbrechenden Werks über die „Dialektik der Ordnung“ – wird der polnisch-britische Soziologe Zygmunt Bauman nur selten als genuiner Gewaltforscher bzw. Gewaltsoziologe wahrgenommen. Dies ist insofern erstaunlich, als er mit seinem Buch über die Moderne und den Holocaust nicht nur einen gegen den Mainstream stehenden, neuartigen Interpretationsversuch des Verhältnisses von Moderne und Gewalt vorgelegt, sondern auch eine Fülle von Anregungen für weitergehende Forschungen über Phänomene sogenannter Makrogewalt geliefert hat. In seinem Vortrag lotet der Soziologe Prof. Dr. Peter Imbusch von der Bergischen Universität Wuppertal das diesbezügliche Anregungspotenzial von Zygmunt Bauman aus, indem er ihn zunächst im Kontext der zeitgenössischen Gewaltforschung verortet und sodann seine wichtigsten Erkenntnisse zur Gewalt rekonstruiert, um zu zeigen, wie bahnbrechend seine Studie letztlich gewesen ist.
Ringvorlesung "Flüssige Moderne. Weiter-Denken mit Zygmunt Bauman" (Ruhr-Universität Bochum)
Im Januar 2017 ist der Soziologe Zygmunt Bauman im Alter von 91 Jahre verstorben. Die Schlüsselbegriffe, die aus seinem Werk bekannt sind, haben das Denken des 20. und 21. Jahrhundert sowie die Frage nach globaler Ethik entscheidend bestimmt: „Moderne und Ambivalenz“, „Dialektik der Ordnung“, „Flüssige Moderne“, „Die Angst vor den Anderen“.
Im Rahmen der Ringvorlesung des Instituts für Diaspora- Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum werden sozialphilosophische, kultursoziologische, politische und geschichtswissenschaftliche Aspekte des Werkes von Zygmunt Bauman aufgenommen, nicht zuletzt um in den Schnittflächen, die Bauman selbst zwischen Literatur, Soziologie und Geschichte vorgezeichnet hat, Fragen an unsere Gegenwart zu stellen. Erörtert werden Identitätsgestaltungen von Einzelnen und Gesellschaft in der „postnationalen“ oder „postglobalen“ Gegenwart, der Zusammenhang von Globalisierung und Gewalt, neue Ordnungen von Medien und Konsum, Fluchterfahrungen, aktuelle Formationen politischer Differenz oder „Postmoderne Ethik“.