Heute beginnt für viele Muslime der Fastenmonat Ramadan, was wörtlich übersetzt 'der heiße Monat' bedeutet. In Deutschland leben zurzeit rund vier Millionen Muslime mit Migrationshintergrund. L.I.S.A. wollte wissen, wie Muslime in der westlichen Diaspora den Ramadan feiern und wie er von der nicht-muslimischen Mehrheitsgesellschaft wahrgenommen wird. Prof. Dr. Ceylan, Professor für Religionswissenschaft am Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück, hat unsere Fragen beantwortet.
"Ramadan in der Diaspora"
L.I.S.A.: Herr Professor Ceylan, im Juli beginnt der muslimische Fastenmonat Ramadan. In Deutschland leben zurzeit mehr als vier Millionen Muslime mit Migrationshintergrund. Kennen Sie Zahlen, wie viele davon den Glauben aktiv praktizieren? Woran ist der Grad an Frömmigkeit in diesem Zusammenhang ablesbar?
Prof. Ceylan: Man kann davon ausgehen, dass für 2/3 der Muslime die Einhaltung der Fastenregeln sehr wichtig ist. Es ist interessant, dass auch für nicht-praktizierende Muslime das Fasten einen besonderen Stellenwert im Monat Ramadan erhält. Ein Faktor hierfür stellt - neben der inviduellen - auch die kollektive spirituelle Erfahrung, da das Gemeinschaftsleben im Ramadan durch Fastenbrechen-Abende (arab. Iftar) sowie Gottesdienste begleitet wird.
L.I.S.A.: Kommt dem Ramadan in der so genannten westlichen Diaspora eine andere Bedeutung zu als in den mehrheitlich muslimischen Herkunftsländern?
Prof. Ceylan: In islamisch geprägten Ländern spiegelt sich die spirituelle Atmosphäre des Ramadan in allen gesellschaftlichen Bereichen wie Medien, Ramadanmärkten, in Schulen usw. wider. In der Diaspora ist das anders. Hier wird der Ramadan weder von den Medien noch den Schulen angemessen aufgegriffen. Daher müssen sich die muslimischen Einwanderer diese Atmosphäre in privaten Räumen selbst schaffen. Besonders das Ramadanfest mit dem Ende des Fastenmonats ist für muslimische Kinder und Jugendliche wichtig, die sie eine ähnliche Feststimmung erwarten wie das Weihnachtsfest. Daher sind Moscheegemeinden mittlerweile bestrebt durch das Anmieten größere Sääle oder In-Door-Spielplätzen diesen Wunsch zu erfüllen.
Bild: Prof. Ceylan