Der wesentliche Sinn von Denkmälern ist es, an die Vergangenheit zu erinnern. Diese Vergangenheit nimmt die Gestalt einer Erzählung an, die von der Geschichtsschreibung der herrschenden Mehrheit eines Landes gebildet und geprägt wird. Jede Erzählung ist berechtigt, solange sie der Erziehung dient, doch auf diesem heute wie noch nie so "balkanisierten Balkan" ist die Geschichte meistens nur eine Geschichte unter vielen, die letztlich dem Interesse von ganz wenigen dient. Der Grat zwischen Gebrauch und Missbrauch der Geschichte ist also sehr schmal. Ihn zu bestimmen, wäre jenen überlassen, die mit Geschichte amtlich oder beruflich umgehen: Politikern, Wissenschaflern usw.
Das übersehene Skopje
Ein Bericht aus der mazedonischen Hauptstadt im April 2014
In der Republik Mazedonien am Fluss Vardar, zwischen dem Pirin- und dem Schar-Gebirge, erzählen die Denkmäler unterschiedliche Geschichten. Die zu Zeiten der Volksrepublik Jugoslawien errichteten, heute staubigen und rostigen sozialistischen Denkmäler waren alle mehr oder weniger groß, monumental (was sonst?) und besangen die Werte von Brüderlichkeit und Einheit, über die Grenzen von Religion und Sprache hinweg. Zwar waren sie nicht sehr sinnlich, aber sicherlich anständig und nicht verhasst: sie waren und sind die Sinnbilder des jugoslawischen dritten Weges zwischen westlicher Dekadenz und östlichem Despotismus. Über diese Rethorik gelang Jugoslawien, wenn auch nur für kurze Zeit, was früher nur das Habsburger- und das osmanische Reich mit Kanone und Schwert vermochten: alle Völker und Völkerschaften des Gebietes unter demselben Himmel in Frieden zusammenzuhalten.
Zwanzig Jahre nach der friedlichen Trennung von Jugoslawien 1991, als es sich entschied, den Weg des westlichen Kapitalismus mit einem bescheidenen Yugo Zastava und Miliarden Schulden zu gehen, begann die ehemalige Teilrepublik Mazedonien den Bau einer neuen nationalen Identität, und zehn Jahre danach errichtete sie zahlreiche unheimliche Objekte im Zentrum seiner Hauptstadt Skopje - im Rahmen des Projektes „Skopje 2014“: verabschiedet wurde dieses Projekt von der nationalistischen, traditionalistischen Regierungspartei VMRO-DPMNE1, die damit eine Verewigung und zugleich eine Verjüngung der mazedonischen Identität vor der internationalen Gemeinschaft und vor sich selbst beabsichtigte.
La beauté du béton
Dieses Projekt konnte ich mir diesen Frühling in seiner großartigen Unvollkommenheit anschauen: unter (vielem) anderem den Triumphbogen nach Pariser Vorbild, ein neoklassisches Archäologisches Museum, unzählige große und kleine Statuen von Justinian I. bis Mutter Teresa - das alles war nicht zu übersehen. Allen voran aber der bronzene „Krieger zu Pferde“, alias Alexander der Große: ein Reiterstandbild von unglaublichen 30 Tonnen Gewicht und mit einer Höhe von gut 20 Metern. Es ragt auf dem zentralen „Makedonienplatz“ heraus und bäumt sich trotzig gegen das in südöstlicher Richtung gelegene Griechenland auf. Liebe Griechen - meckern und beanstanden hilft da nicht. Das Ding steht da nun einmal und wird auch nicht so bald abgerissen werden.
Man hat aber leider immer noch nicht das Gefühl, die Verwaltung Skopjes sei damit nun fertig geworden: Piratengaleonen als Restaurants und möchte-gern Londoner rote Doppeldeckerbusse sind kürzlich erschienen, um das Bild des Unterhaltungsparks zu ergänzen, der weniger den Stil des hellenischen Altertums nachzuahmen scheint, als den griechischer Restaurants in Deutschland. Bin ich also gegen jede visuelle Pracht? Ist jede Haupt- oder Großstadt schrecklich, weil sie mit ihrer Kultur prahlt? Nein.
Der Eiffelturm und das Colosseum waren schließlich auch jeweils Ausdruck eines Größenwahns, die zu ihrer Zeit bestimmt auch von unzufriedenen Kunsthistorikern beanstandet wurden. Aber Skopje ist weder Paris noch Rom. Es gibt etwas in der Architektur und der Stadtentwicklung, das man Verträglichkeit mit der Umgebung und Flächenmanagement nennt. Jedes freie und noch so winzige Räumchen mit einem komischen Bauobjekt zu füllen, ist einfach nicht nachhaltig, da es nicht schön aussieht und umgekehrt.
Nehme man im Gegensatz dazu das Standbild Alexanders in Thessaloniki: wie wunderschön sieht er da aus, der altertümliche Schwule, so wie er sich einsam in den Himmel des Thermaischen Golfs erhebt. Nur damit man nicht denkt, ich spreche den Mazedoniern ihr Recht ab, ihre Geschichte zu verherrlichen: bei Denkmälern kommt es vorrangig auf Proportionen an; es ist also zuerst eine Frage von Geschmack und Größe, und dann eine kulturelle und historische Frage, wie wir noch sehen werden.
Zu groß, zu grob geschnitten, zu wenig in Einklang mit der Umgebung, zu golden wirkt mir dieser Nationalismus in Regenbogenfarben, in einem Wort: „kič“ - das versteht doch die ganze Welt, oder? Anscheinend nicht, denn der Tourismus stieg seitdem um 35 % und auch viele Mazedonier, jung und alt, mögen diesen Unterhaltungspark.
Dem aufmerksamen Alteuropäer kann zwar nicht entgehen, dass viele dieser neuen begeisterten photographierenden Massenbesucher aus den Vereinigten Staaten oder aus Japan kommen, aber keine Nation ist verantwortlich für die (künstlerische) Intelligenz seiner Touristen. Von Fremden für Fremde gemacht, könnte man ja sagen. Schließlich haben ja auch fremde Bronzgießer aus Italien die Riesenstatuen Alexanders und Philipps gefertigt, sowie japanische Architekten die mit den makedonischen Farben Gelb und Rot beleuchteten Gebäude des Nationalen Museums und des Parlaments. Und die haben bestimmt nicht ans Ansehen Mazedoniens gedacht, sondern an ihren Profit. Das sei der Preis2 der Entwicklung und der Öffnung, den Mazedoniens Staatführung mit Steuergeldern zu zahlen hat. Dass aber billiger Massentourismus irgendeine Lösung für die Entwicklung dieses kleinen Binnestaates (ohne kostbare Strände wie etwa auch Montenegro) in den Schluchten des Balkans darstellen soll, ist eben nur eine irrtümliche Übertragung des kapitalistischen Grundsatzes: wenn es im Westen gut läuft, läuft es überall gut.
Das ist halt das wahre Problem Mazedoniens: die Anwendung vermeintlich westlicher Fortschrittsmuster auf eine - Mensch sei Dank - noch traditionelle Gesellschaft.
Sich selbst nicht identisch
Ein Spiel nach westlichen Regeln frustriert Makedonien, schon ausreichend dadurch frustriert, den strengen Anforderungen für ihr EU-Beitrittsverfahren ohne internationalem und vor allem regionalem Ansehen genügen zu müssen. Den Mazedoniern wird nämlich von ihren Nachbarn grundsätzlich alles aberkannt, was einen herkömmlichen Nationalstaat ausmacht: Religion (von der serbisch-orthodoxen Kirche), Sprache (von den Bulgaren), Gebietseinheit (von albanischer Seite), Geschichte und sogar der Name (von Griechenland)!
Daraus folgt nicht nur, dass die Identifizierung mit den nationalstaatlichen Erzählungen viele Bürger Mazedoniens ausschließt, unter anderem Albaner, Türken und Roma, sondern dass sie nicht mal die slawischen Mazedonier ganz zu überzeugen scheint. Die stärkste Identität besteht darin, die eigene Identität nicht bewusst zu äußern und gegen andere Identitäten durchsetzen zu wollen. Die schwächste Identität ist die, welche aus Identitätskrisen ensteht, die aus Streitigkeiten (z. B. Landes- und Namensstreitigkeiten) hervorgehen.
Es ist nie zu spät, aus der mazedonischen eine multinationale, geographische Identität zu machen, wie beispielsweise beim von Griechenland akzeptierten eigentlich großzügigen und zeitgemäßen Umbenennungsvorschlag „Nordmazedonien“ oder „Obermazedonien“. Die mazedonische Kultur ist und war eben nie eine Abstandskultur, sondern eine Übergangskultur - wie gesehen, ist sie in letzter Zeit aber auch eine Kultur im Ausbau. So viel man da aber auch ausbaut, die Frage der Anerkennung durch den Nachbarn wird sich doch nicht so schnell lösen, im Gegenteil: eine verspätete Nationsbildung nach westeuropäischem Muster kann nur das Gefühl noch mehr verstärken, Mazedonien sei ein rückschrittliches, feindseliges und verbittertes, belangloses Land, welches von sich behauptet, die „Wiege der Zivilisation“ zu sein (tatsächlich erhalten alle Einreisenden diese Kurzmitteilung auf Englisch), dazu noch als unschönes, weil meistens durch negative (Konflikte) oder groteske Sachen (Skopje 2014) bekannt. Wieso erzählt aber die gelebte Wirklichkeit eine andere Geschichte, mal ausnahmsweise die von einem schönen Mazedonien?
Das übersehene Mazedonien
Unter Kennern ist Mazedonien auf dem ganzen Balkan beliebt, meistens im ehemaligen Jugoslawien wegen seines ausgezeichneten Essens und der hervorragenden Getränke, wegen der Unbefangenheit, Friedfertigkeit und Gelassenheit seiner Einwohner und zu guter Letzt wegen seiner fabelhaften, hochkomplexen Musik. Alles Eigenschaften, die, im Gegensatz zum Nationalismus, nie einen Konflikt entfesselt haben, denn Schönheit verursacht bekanntlich kein Übel, aber leider auch keine Schlagzeilen in Westeuropa.
Wisst ihr, dass das größte musikalische Genie aus dem ganzen Balkan aus Mazedonien stammt? Er ist übrigens Roma, dazu noch muslimischen Bekenntnisses, sein Name lautet Ferus Mustafov. Ihm stünde schon eine ehrenhafte Anerkennung zu, wenn nicht eine Statue. Und ich füge noch hinzu: Mazedonien dürfte allein wegen seines Geistes und seiner Sagen beliebt sein: wer den zauberhaften, überirdischen Reiz Ohrids erlebt hat, der braucht sich keinen lauten, allzu weltlichen Vatikan anzutun. Und ganz ehrlich, wenn die winzige Meerjungfrau in der Bucht Kopenhagens so beliebt und berührend sein kann, wozu braucht man einen „Krieger zu Pferde“, dort am Ufer des sagenumwobenen Vardars, wo leider kein Standbild das dichterische Märchen der Jovana3erzählt, welche von ihrer Liebsten an der anderen Flussseite erwartet wird.
Denn klein ist fein, und das kleine Mazedonien hat alle Karten, um ein Tempel für wenige, aber dafür qualitäts- und kulturbewusste Reisende zu werden. Und gewiss sollte sich Mazedoniens Regierung entschieden dafür einsetzen, die guten Eigenschaften der wirklichen Kultur eines Landes zu fördern und zu schützen, statt an einen verheerenden, fruchtlosen Massentourismus zu glauben. Und noch entschiedener sollten sich unsere Wissenschaftler, beziehungsweise die intellektuelle Welt Westeuropas, darum kümmern, anstatt das Bild eines konfliktgeladenen Balkans zu verbreiten.
Erfinder des Balkans gibt es auf dem Balkan schon genug, ohne dass wir sie auch hierzulande bräuchten! Sie sind dermaßen besessen von dem Unschönen, dass sie es überall suchen: ich habe Historiker und Politikwissenschaftler kennengelernt, die ganze Bände über alle möglichen Übel Mazedonien (Frauenhandel, Drogenschmuggel, Waffen, Bürgerkriege) geschrieben haben, und meistens Ferus Mustafov nicht mal vom Namen kannten. Langweilt es Euch nicht?, frage ich sie. Wenn sie das Unschöne so lieben, dann lieben sie ganz bestimmt auch Skopje 2014, denn das ist bestimmt ein bildhafter Ausdruck der neuen mazedonischen Wiedergeburt, worauf Mazedonien, nun mit seiner neuen Hauptstadt mit seinem neuen touristischen historischen Zentrum, als neues Mitglied im Club der europäischen Nationen ein gutes Recht habe.
Dieser unnötige Prunk im Innenstadtzentrum ist außerdem nur die Fassade eines wirklichen Streites innerhalb der mazedonischen Gesellschaft und der Landeshauptstadt Skopje: die mehrheitlichen Slawomazedonier und die minderhetlichen Mazedoalbaner bekämpfen sich schon seit Jahren, nicht nur mit Sinnbildern. Politisch wird sich aber Makedonien in ein ordentliches Land erst dann verwandeln, wenn die Bürgerrechte den Ethnienrechten vorgezogen sein werden, und die Qualität der einzelnen Menschen der ethnischen Vertretung im öffentlichen Leben. Etatismus durch Regionalismus zu ersetzen, einer der Standpunkte der Europäischen Union, heißt eben nicht, neue Balkanismen, also Trennungen beziehungsweise Nationalismen im Kleinen, zu schaffen. Trennendes erreicht man am Besten, indem man das Schöne übersieht, vom Wirklichen absieht, und das Unwahre übertreibt.
Zusammen müssen wir Mittelwesteuropäer und ihr Südosteuropäer endlich lernen, zwischen der schönen Fiktion der geschichtlichen Erzählung und der hässlichen Lüge des Traditionalismus zu unterscheiden.
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1 Die „Innere Mazedonische Revolutionäre Organisation – Demokratische Partei für Mazedonische Nationale Einheit“.
2 Bisher beläuft es sich auf 210 Millionen €, laut Angaben der Regierung, und auf 500 Millionen, laut der Opposition.
3 Übersetzung dieses Liedes HIER; S. 24-25.
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Solange es die eigene Kultur ist, mit der eine Nation prahlt, ist es ja auch ok. Das Problem mit dieser gekünstelten Nation ist, dass sie mit den Kulturen ihrer Nachbarn prahlen.
Soweit ich weiss, war Homosexualität im Alten Griechenland verpöhnt und verboten, da darauf die Todesstrafe stand.
Die Anwendung vermeintlich westlicher Fortschrittsmuster ist nicht nur ein Problem dieses Landes, sondern ein solches ganz Osteuropas.
Im ersten Jugoslawischen Staat, der 1929 ins Leben gerufen wurde, hieß die Region Südserbien oder Vardarska Banovina. Zudem ist die sog. makedonisch-orthodoxe Kirche eine nicht anerkannte Kirche. Außerdem befindet sich die Vertretung der griechisch-orthodoxen Kirche im Gefängnis in Skopje. Zuvor im gegründeten südslawischen Staat von 1919 nach dem Ersten Weltkrieg hieß der Staat Königreich der Slovenen, Kroaten und Serben. Wenn Sie sich ältere Karten ansehen, noch vor dem Zweiten Weltkrieg, dann sehen Sie, dass das Sprachliche in dieser Region eher dem Bulgarischen zuzuordnen ist. Das haben mir auch dort erzählt als da war. Nicht zu vergessen: gut vierzig Prozent des Landes wird von Albanern bewohnt, die um einen eigenen Staat kämpfen. Auch für Griechen, zugegebenermaßen, kein erfreuliche Tatsache, da auch die Gebietsansprüche an griechischem Territorium stellen.
Die Griechen stellen "sogar" den Namen dieser Republik in Frage, aus dem einfachen Grunde, dass dieser Name aus dem griechischen stammt: Makednos, der lange Kerl. Die Makedonier waren verwandt mit den Dorern. Dort wo die Ionier und die Attiker, sprich Athener, ein Eta hatten, hatten die Dorer und die Makedonier ein A. Makos => Mekos, Mikos, die Länge. Ein Terminus, der seit jenen Jahren bis heute im Griechischen gebräuchlich ist. Außerdem ist die Geschichte des Landes, wie Sie selbst schreiben lediglich zwanzig Jahre alt und die beanspruchen die Geschichte eines Landes, die mit römischer und osmanischer Unterbrechungen um die zweieinhalb Jahrtausende in die Vergangenheit reicht. Darüber hinaus äußerte sich der erste Präsident dieses Landes, der jugoslawische Partisan Kiro Gligorov, diesbezüglich indem er zugab, dass die Bewohner dieses Landes Slawen seien und dass sie mit der Vergangenheit, sprich Alexander dem Großen, nichts gemein haben. Lediglich deren slawische Lobbies in Kanada, den USA und in Australien hatten etwas dagegen.
Wie dies entstanden sein könnte? Da kann ich nur eine Vermutung stellen: Die Teilrepublik als Teilstaat des kommunistischen Jugoslawiens entstand erst im August des Jahres 1944. Da befand sich Jugoslawien in den letzten Zügen der Besatzung aus Nazi-Deutschland, dem faschistischen Italien, dem bulgarischen Königreich hinzu die Ungarn und die Albaner. Die Griechen mussten sich "lediglich" mit den ersten drei "begnügen" sozusagen. Die Besatzung in Griechenland rief sämtliche Widerstandgruppen hervor, darunter die stärkste, die kommunistische EAM-ELAS. Diese hatte in ihren Reihen auch griechische Slawischsprachige in Makedonien. Nach dem Ende der Besatzung kam es in Griechenland zu einem blutigen Bürgerkrieg zwischen den Kommunisten und den Nationalgesinnten, der bis 1949 andauerte. Aus dem EAM-ELAS kam die Demokratische Armee Griechenlands hervor, die gegen die reguläre griechische Armee kämpfte. Das Ergebnis dieses Bürgerkrieges war, dass die Kommunisten eine herbe Niederlage einstecken mussten. Sämtliche Kommunisten mussten das Land in Richtung Ostblockstaaten verlassen. Darunter auch die eben genannten Slawischsprachigen, die sich überwiegend in diese umstrittene Region niederließen. Und hier fängt meine Vermutung an: diese vom eigenen griechischen Staat regelrecht Gejagten übernahmen sämtliche verantwortliche Stellen im Staat und drückten deren makedonische Ideologie auf. Aus Hass, vermute ich, zum ursprünglichen griechischen Staat, der sie verjagte.
Dahingegen waren dies keine Verräter im griechischen Staat. Im Gegenteil sogar. Während des sogenannten Kampfes (1903-1908) um das noch bis 1912 osmanische Makedonien, der u.a. mit Waffen zwischen dort eingeschleusten griechischen und bulgarischen Banden tobte, kämpften auf griechischer Seite viele Slawischsprachige mit griechischem Nationalbewusstsein. Ein anderes Beispiel waren die Vorfahren des jetzigen Präsidenten Nikola Gruevski und des eben erwähnten Vize-Präsidenten des Parlaments Antonio Milososki. Beides griechischer Abstammung. Deren Großväter kämpften im Jahre 1940 in der griechischen Armee gegen die Eindringlinge aus dem faschistischen Italien. Der Großvater des Präsidenten ist in diesem Kampf auch umgekommen. Demnach auch keine Verräter. Aber die Stiefmütterliche Behandlung seitens des griechischen Staates hat sie, meines Erachtens, zu dem gemacht, was sie heute sind.
Soweit ich weiss, stehen bislang zumindest "Ober- oder Nordmakedonien" für die griechische Regierung nicht zur Disposition. Wer zudem die entsprechenden Karten in Umlauf bringt, der schürt Ängste bei seinen Nachbarn. Apropos mazedonische Wiedergeburt: Den Staat gab es nie. Wenn Sie damit das antike Makedonien meinen, dann wiederhole ich mich: das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die wirkliche Kultur des Landes besteht nicht darin, sich an der Geschichte der Nachbarvölker zu vergreifen, wenn man gute Beziehungen zu ihnen pflegen möchte. Wenn diese gewährleistet sind, dann gibt es nichts, was man einem EU-Beitritt entgegenbringen
könnte.
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Diese Nation ist eine gekünstelte welche. Sie hat keine eigene Traditionen und keine eigene Geschichte. Aus diesem Grunde zogen sich die Leute die Geschichten ihrer Nachbarn zu sich. Mit Justinian und Alexander dem Großen hat dieses Slawenvolk nichts zu tun. Als diese beiden Könige und Kaiser die Region regierten, gab es die Slawen dort nicht, so dass sie sich auf diese beziehen könnten. Zudem waren deren Muttersprachen griechisch oder im besten Fall römisch, zumindest für Justinian. Philipp und Alexander sind durchaus griechische Namen. Philos + Ippos = Freund und Pferd, Pferdefreund. Alexi + Andras = Entfernen und Mann, Mannesentferner. Aristoteles und so weiter. Die alle haben griechisch gesprochen und geschrieben. Wenn man Ihnen sagen würde, dass Julius Cäsar ein Franzose wäre, bloß weil er in Galien war, dann würden Sie mich für verrückt erklären. Zum anderen besteht auch ein Problem mit deren Verfassung, die die Einverleibung oder die "Befreiung" der Nachbargebiete vorsieht. Somit ist die Errichtung sämtlicher Statuen ein Affront und eine Taktlosigkeit gegenüber den Nachbarstaaten, die die Expansionsgelüste dieses Staates offenlegt. Der Vizepräsident des Parlamentes Antonio Misososki hat die Fahne seines Staates auf dem Gipfel des Olymps in die Kamera hochgehalten. Dieser gehört ja immer noch zu Griechenland. Mir kam es jedoch so vor, als ob er die Grenzen seines künftigen Staates inspizieren wollte. Sie haben sich dort niedergelassen, gut 1000 Jahre nach der Herrschaft Alexanders des Großen, sie wollen friedlich mit ihren Nachbarn leben, dann wäre es taktvoller und wünschenswert, sich eine eigene Geschichte und Identität zu schaffen und nicht sich jene der Nachbarn einzuverleiben.