Haupt- oder Nebensache - Ergon versus Parergon? In der Malerei kommunizieren die Künstler auf ihre eigene Art mit ihrem Sujet einerseits und mit den Betrachtern ihrer Werke andererseits. Vor allem in Gemälden der italienischen Renaissancemaler finden sich interessante Details, die man auf dem ersten Blick als Nebensächlichkeiten oder Beiwerk (Parergon) bezeichnen würde. Das klingt abfällig und hat den Beiklang des Überflüssigen. Die Kunsthistorikerin und ehemalige Stipendiatin der Gerda Henkel Stiftung Anna Degler sieht das anders. Sie hat sich in ihrer Promotionsarbeit mit diesem Beiwerk intensiv beschäftigt und ist dabei zu interessanten Ergebnissen gekommen. Wir haben Sie deshalb um ein Interview gebeten.
"Del Cossa lenkte mich auf die Frage der Ästhetik des Beiwerks"
L.I.S.A.: Frau Dr. Degler, Sie beschäftigen sich als Kunsthistorikerin mit der italienischen Malerei des Quattrocento. Was genau reizt Sie an dieser Kunstepoche?
Degler: Meine erste nachhaltige Begegnung mit der Malerei des Quattrocento fand in einer Vorlesung zu Andrea Mantegna während meines Studienjahres in Paris statt. Besonders fasziniert war ich von seiner Fertigkeit, kostbare Materialien wie Marmor, Edelstein oder Koralle allein mit Pinsel und Farbe so leibhaftig vor Augen zu stellen (Abb. 1 und 2). Über dieses Interesse bin ich auch auf den ferraresischen Maler Francesco del Cossa aufmerksam geworden, der sich ebenfalls mit sehr viel Hingabe gerade der malerischen Wiedergabe von natürlichen Materialien gewidmet hat (Abb. 3). Del Cossa wiederum war es, der mich dann mit seinen fantasievollen disegni auf die Frage der Ästhetik des Beiwerks lenkte. (Abb. 4)
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