Kaum ein anderes nationalpolitisches Ziel hat das Zeitalter der europäischen Nationalstaaten so geprägt, wie der Wunsch nach homogenen Bevölkerungszusammensetzungen. Prof. Dr. Michael Schwartz, Wissenschaftler Mitarbeiter der Berliner Zweigstelle des Instituts für Zeitgeschichte, referiert in seinem Vortrag Entstehung, Entwicklung und Nachwirkungen der Politik der ethnischen "Säuberung" seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Neben einigen kontextualisierenden Überlegungen zu ethnischen "Säuberungen" als Problem der globalen Moderne umreisst er vor allem die Bedeutung, die der Erste Weltkrieg als wichtige Scharnierphase für Bevölkerungsverschiebungen und Ethnogewalt einnimmt.
Ringvorlesung »1914/15 - Weltkrieg, Massentod, Völkermord - "Gewaltdynamiken" im Blick der Forschung«
Im Rahmen der Ringvorlesung werden ausgewiesene Experten systematisch Einzelaspekte der Gewaltgeschichte des Ersten Weltkrieges diskutieren. Dabei werden die einzelnen Vorträge insbesondere die neue Qualität von Gewaltpraktiken und Gewalterfahrungen im Ersten Weltkrieg in den Blick nehmen sowie die Veränderung von Räumen und Regionen thematisieren. Zudem sollen insbesondere jene „anderen Fronten“, die im Rahmen der aktuell sehr dichten Diskussionen über den Ersten Weltkrieg weniger Berücksichtigung finden, in das Zentrum gerückt werden: Der Krieg in den Kolonien, in der Mittelmeerregion und im Nahen Osten. Integriert werden zudem metatheoretische und forschungsgeschichtliche Betrachtungen zum Ersten Weltkrieg. Nicht zuletzt wird eine kritische Reflektion der Schwerpunkte der aktuellen wissenschaftlichen, öffentlichen und medialen Thematisierung des Kriegsausbruchs im Jahr 1914 sowie der neuen Diskussionen um „Kriegsschuld“ und „Verantwortung“ erfolgen.