Wider die "Belanglosigkeitsausdifferenzierung" liest sich dieses vorzügliche Opus wie die Pralinenschachtel der Sprachekstase, der dionysischen Wortschöpfung vom Chef d'Oeuvre der Substantivierung persönlich - Christian Janecke. Angesichts zunehmender Substanz- und Referenzlosigkeit und des reziprok gesteigerten Begehrens nach Sinnstrukturen und Andersartigkeit um jeden Preis werden in der Kunst(welt) Maschen ins Feld geführt, die das diffuse Einerlei des Kunsttrivialen direkt in den sakralerotischen Äther der Einmaligkeitsgloriole blähen sollen. Janecke übertrifft sich dabei geistreich, eloquent, sarkastisch und mitreißend, wenn er eben jenem Hedonistenidyll "dilettantischer Gesamtkunstwerkler" und "des Kunstmissbrauchs verdächtiger Spätmetaphysiker" (167) die selbstreflexiven Relevanzhubereien im Dienste brachialer Ödnis um die eigene "Partizipationsfolklore" fegt. Er inspiriert, lässt durchblicken mit der gnadenlos wohltuenden Präzision eines Mikrotoms und konterkariert dabei noch eben die herkömmlichen Richtungsvektoren des Lesens, indem er Sprünge, Querverweise, das Hin und Her, Für und Wider, Driften und Vertiefen der eigenen Gedanken zulässt.
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