Das Modell findet in der Architekturforschung große Beachtung: als Entwurfs-, Rekonstruktions- und Repräsentationsmedium, aber auch als Sammlungsgegenstand. Aus historischer Perspektive und im Kontext einer globalisierten Welt stellt sich daher umso mehr die Frage, mit welchen Macht- und Deutungsansprüchen Modell-Architekturen verbunden sind. Wenn die Architektur zum Objekt oder Ding wird, rückt sie mehrfach in neue Wahrnehmungs- und Wirkungszusammenhänge. So, wie Architekten und Machthaber (territoriale) Zukunftsvisionen anhand von Modellen diskutieren, medial inszenieren und damit die politische Dimension der Thematik berühren, können musealisierte Architektur- und Stadtmodelle zur Legitimationsgrundlage für (retrospektive) Bauvorhaben, Geschichtsbilder und Wissensordnungen werden. Nicht selten gehen damit auch spezifische Vorstellungen ästhetischer, kultureller und zivilisatorischer ‚Entwicklung‘ einher, deren hierarchische Struktur es kritisch in den Blick zu nehmen gilt.
Welches Wissen ist mit Architektur im Modellformat somit verbunden? Was bedeutet dies für das Lagern, Archivieren oder Vergessen von Nachlässen, und was bedeutet es für die Präsentation von Architekturmodellen in öffentlichen Institutionen, die von Architektur- und Kunstsammlungen bis hin zu Stadt-, Geschichts- und Militärmuseen reichen? Welchen Anteil haben diese musealisierten Modelle umgekehrt an der Produktion und Rezeption von Architektur?
Die Sektion lädt zur Diskussion dieser und weiterer Fragen anhand von Fallbeispielen oder historisch und kulturell vergleichenden Perspektiven ein. Willkommen sind Beiträge, die nach Wechselwirkungen von Wertesystemen und Deutungshoheiten fragen. Ziel der Sektion ist es, Modell-Architekturen in ihren Verflechtungen zu analysieren und ihren Anteil an der Ausbildung, Festigung oder auch Brechung von „Dominanzkulturen“ aufzuzeigen, die mit sozialen, gesellschaftlichen, politischen oder auch institutionellen Machtverhältnissen einhergehen.
Brigitte Sölch, Florenz / Dietrich Erben, München
Deadline: 25. Mai 2018
Weitere Informationen: http://kunsthistorikertag.de/