Niemand in der DDR war mächtiger als die SED. Sie stand an der Spitze des Staates, regionale Parteiorganisationen bestimmten die Politik in den Städten und auf dem Land, ihre Funktionäre kontrollierten Betriebe, Schulen und Universitäten. Trotz der Allgegenwärtigkeit der Partei im Alltag der Menschen ist über ihre Herrschaft vor Ort bislang wenig bekannt. Bertram Triebel veröffentlicht nun die erste umfassende Geschichte einer SED-Parteiorganisation an einer Universität in der DDR.
In seinem Buch „Die Partei und die Hochschule“ beschäftigt sich der Historiker mit der Rolle der SED an der Bergakademie Freiberg, die mit ihrem montanwissenschaftlichen Profil eine zentrale Bedeutung für die Wirtschaft der SBZ/DDR hatte.
Dabei kommt Bertram Triebel zu dem Schluss: Die Geschichte der SED an der Bergakademie Freiberg ist von Ambivalenzen geprägt. Bis Ende der 1960er Jahre rang die Partei insbesondere mit den älteren Professoren um die Hoheit an der Hochschule. Die Wissenschaftler stellten jedoch nicht das System allgemein infrage, sondern suchten auch dessen Nähe, wenn es für ihre Ziele nötig schien. Seit Anfang der 1970er Jahre stand die Parteiorganisation unangefochten an der Spitze der Bergakademie Freiberg und kämpfte zugleich mit internen Problemen. Professoren und Studierende wiederum scheuten sich nicht, Missstände zu kritisieren – in den Grenzen des Systems. Aus ihren eingeübten Rollen traten sie erst im Herbst 1989 heraus und stürzten damit die SED an der Hochschule.