Die ideologische Durchdringung der deutschen Bevölkerung mit Leitlinien nationalsozialistischer Lebens- und Weltanschauung fand nicht zuletzt in Betrieben und Unternehmen statt. Dort galt es das Millionenheer aus Arbeitern und Angestellten auf Linie zu bringen und für die angestrebten Ziele "fit zu machen". Der Historiker Jan Kleinmanns von der Universität Bonn forscht derzeit im Rahmen seines Dissertationsprojekt über den Sport in der DDR, hat sich aber jüngst auch mit dem Betriebssport während der NS-Diktatur beschäftigt. In seinem Beitrag für den Sammelband "Sport und Nationalsozialismus" hat er dabei die Aspekte Sport und Gesundheit in den Mittelpunkt gerückt. Wir haben ihm dazu unsere Fragen gestellt.
"Das Hineinwirken in den Alltag ist ein zentraler Aspekte in der Diktaturgeschichte"
L.I.S.A.: Herr Kleinmanns, Sie haben im Band „Sport und Nationalsozialismus“, herausgegeben von Prof. Dr. Frank Becker und Dr. Ralf Schäfer, einen Aufsatz über den Betriebssport in der Zeit des Nationalsozialismus publiziert. Bevor wir zu Einzelheiten kommen, was ist die leitende Fragestellung bzw. die zentrale These Ihrer Studie?
Kleinmanns: Meine Frage war, wie sehr größere Leitlinien nationalsozialistischer Politik und damit einhergehende Konzepte in den Alltag der Werktätigen hineinwirkten. Dazu habe ich mir Betriebssport bei Krupp in Essen und im I.G. Farbenwerk in Leverkusen angeschaut und an Hand der wenigen Bestände, die die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg überstanden haben, nachvollzogen, wie die beiden Aspekte Sport und Gesundheit den Alltag in den Betrieben bestimmten. Dabei verstehe ich dieses Hineinwirken in den Alltag als einen der zentralen Aspekte in der Diktaturgeschichte und denke, dass die beiden Aspekte Sport und Gesundheit sich gut für Einblicke in den Alltag der Werktätigen eignen.