Im vergangenen Oktober fand in Konstanz die Premiere eines neuen Archäologie-Filmfestivals statt: arcfilm2011. An sechs Tagen wurden an sechs Schauplätzen sechzig Dokumentarfilme zu Archäologischen Themen aus der ganzen Welt gezeigt. Wir haben Ralph Stroehle, den Organisator des 1. Internationalen Archäologischen Filmfestivals am Bodensee "arcfilm2011", vor Ort interviewt.
Essenzielle Cookies
Diese Cookies sind unbedingt erforderlich, um Ihnen eine funktionsfähige, sichere und stabile Website zur Verfügung stellen zu können. Es werden keine personen-bezogenen Daten gespeichert.
Präferenzen
Hiermit willige ich in die Verwendung von Cookies ein, die meine Präferenzen speichern und den Seitenaufruf personalisieren.
Statistiken
Hiermit willige ich in die Verwendung von Cookies ein, die in anonymisierter Form mein Nutzungsverhalten analysieren.
Reaktionen auf den Beitrag
Kommentar
Vielen Dank für die Kritik und zuerst sollte ich feststellen, dass dieses Festival vor allem dem grossen 'Elan' von Studenten und jungen Kommunikationsdesignern -sowie dem Archäologischen Landesmuseum und Wissenschaftlern vom Landesamt für Denkmalschutz zu verdanken war. Ich bin nur einer unter vielen und besuche -(sowie berichte) über solche Festivals auch erst seit zehn Jahren. Dadurch sind mir die Verdienste von Herrn Dr. Denzer um dieses Genre gut bekannt und wir haben 'selbige' deshalb in Pressemiteilungen und Katalog entsprechend gewürdigt.
Um uns ausserdem noch genauer über 'den Gegenstand und dessen Problematik' zu informieren wurden vor dem Festival zahlreiche Interviews mit Archäologen, Archäologiestudenten sowie einigen der bedeutendsten Film- und
Austellungs macher auf diesem Gebiet geführt. Wie schon im Interview angedeutet gab es dabei vor allem von jüngeren Interviewpartnern einige Kritik an Inhalt und Form solcher Festivals.
Wir haben uns bemüht diese Kritik in unser 'Organisationsprinzipien' einzuarbeiten und das Beste zu zeigen was in diesem Genre 2011 zu finden war - von innovativen Kurzfilmen junger deutscher Archäologen bis zu den Produktionen internationaler bekannter Regisseure und Autoren - wie dem Venedig-Preistrager Rolf de Heer oder Werner Herzog.
Allen Beteiligten war dabei bewusst, dass 'die Klage über das Erscheinungsbild und die Akzeptanz von Filmen zur Archäologie uns in Deutschland seit Anbeginn begleitet und dass die Gerda Henkel Stiftung zu diesem Thema 2011 in Zusammenarbeit mit CINARCHEA ein Symposium „Archäologie im Film“ veranstaltet hatte'.
Es war einer der Gründe weshalb wir es auch mit einem weniger 'strukturierten' und fast 'spielerischen' Ansatz versucht haben, um vielleicht wie in Amiens, Rovereto oder Toulon ein jüngeres Publikum für dieses Thema zu gewinnen.
Eigenschaften wie „cool“ oder sogar „sexy“ schwebten mir persöhnlich dabei nicht unbedingt vor - sondern ich musste sie (zugegebenermassen - interessiert)- zur Kenntnis nehmen.
Im Gegensatz zu Herrn Dr. Denzer glaube ich nicht, dass 'dadurch die Archäologie als seriöse Wissenschaft preisgegeben wird und sich noch die letzten Archäologen vom Film abwenden'.
Der Titel unseres - zum Festival gehörenden - Symposiums trug
den Titel 'the BIG Picture' und wir haben versucht, die gesamte Bandbreite sogenannter Archäologischer Filmproduktionen abzudecken, um dadurch innovative Lösungen für dieses Genre zu finden - im Sinne einer - von uns allen angestrebten, 'konstruktiven' Zusammenarbeit zwischen Archäologen und Filmemachern.
Kommentar
Herr Stroehle hat mit viel Elan in kürzester Zeit ein Fest für den archäologischen Film am Bodensee veranstaltet und Aussagen zur Situation dieses Film-Genres gemacht, die ich im Interesse der Sache ergänzen möchte. Ich selbst besuche seit 1986 diese Festivals, habe erste Preise in Verona, Paris, Brüssel und Bordeaux gewonnen und 1994 das erste archäologische Filmfestival in Deutschland, CINARCHEA (www.cinarchea.com), in Kiel gegründet und seitdem in Zusammenarbeit mit der Kieler Universität veranstaltet.
So verdienstvoll es ist, einer Region einen Wissenschaftszweig im Film zu präsentieren und populär zu machen, so wäre es doch wünschenswert, dass sich der Veranstalter vorher genauer über den Gegenstand und dessen Problematik informiert. Die archäologischen Fach-Festivals haben eine jahrzehntelange Geschichte und selbst auferlegte Kriterien, die alle Facetten des Fachs und des Mediums berücksichtigt und mit einem obligatorischen Publikumspreis auch die Zuschauer und ihre Vorlieben mit einbezieht. Bei www.fedarcine.com (und weiter unter „Geschichte“) ist die Entwicklung dieser Gattung beschrieben, die 1980 in Brüssel ihren Anfang nahm und 1985 mit den Partnern in Paris und Verona das Comité Européen du Film Archéologique gründete, das sich zum Ziel setzte, „under obligation to the Cultural Commission of the European Council“ die Produktion und den Vertrieb des archäologischen Films zu befördern. Ziele und Organisationsprinzipien wurden damals festgelegt und gelten noch heute – das Filmfest am Bodensee erfüllte sie nicht.
Das griechische AGON, das Herr Stroehle 2010 besuchte und das er als Ausgangspunkt nannte, wurde 1996 ins Leben gerufen, konnte also geschichtlich kein Vorbild sein, war allenfalls Anlass, am Bodensee etwas ähnliches zu organisieren. Seine Klage über das Erscheinungsbild und die Akzeptanz von Filmen zur Archäologie begleitet uns in Deutschland seit Anbeginn. Die Gerda Henkel Stiftung hat zu diesem Thema 2011 in Zusammenarbeit mit CINARCHEA das Kieler Symposium „Archäologie im Film“ wesentlich gefördert, dessen Echo in unserer web-site nachzulesen ist.
Die recht unstrukturiert von Herrn Stroehle geäußerten Beobachtungen betreffen Erscheinungen, die in dieser Form in den anderen Ländern – vor allem den romanischen – nicht auftreten. Zum Beispiel habe ich in Amiens, Rovereto und Toulon Vorstellungen mit bis zu 600 Schulkindern erlebt. Diese Länder haben ein anderes, nämlich generell positives Verhältnis zum Film und auch zur Archäologie. Den Archäologen hierzulande eignet fast ausnahmslos keine gute Beziehung zum Film und gerade die publikumsträchtigen Filme im ZDF werden in der Regel von Archäologen abgelehnt – sie seien nicht wissenschaftlich genug. Dieses Bild jetzt mit Eigenschaften wie „cool“ oder sogar „sexy“ aufzuladen, wie es Herrn Stroehle offenbar vorschwebt, würde das Gegenteil bewirken: die Preisgabe der Archäologie als seriöser Wissenschaft und die Abkehr der letzten Archäologen vom Film.