Thiemo Breyer ist seit 2014 als Juniorprofessor für Philosophie im Research Lab der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne beschäftigt. Die Schwerpunkte seiner Forschung – Phänomenologie, Philosophische Anthropologie, Philosophie des Geistes und Wissenschaftstheorie – stellt er immer wieder in Dialog mit anderen Disziplinen der Fakultät, etwa im Rahmen von Kooperationsprojekten oder gemeinsamen Veranstaltungen. Im Wintersemester 2017/18 nimmt er eine Gastprofessur am Zentrum für Interkulturelle Studien (ZIS) der Universität Mainz wahr, um dort mit den Theologen Michael Roth und Marcus Held zu „Fundamentalismus und Empathie“ zu arbeiten. Wir haben mit ihm über die Bedeutung von Interdisziplinarität und Fächergrenzen gesprochen, und was er sich für seine Zeit in Mainz vorgenommen hat.
a.r.t.e.s. Graduate School: Lieber Herr Professor Breyer, Sie sind vor knapp vier Jahren zu a.r.t.e.s. gekommen und haben hier die Leitung der Nachwuchs-Forschungsgruppe „Transformations of Knowledge“ im a.r.t.e.s. Research Lab übernommen. Was ist seitdem alles im Lab passiert und zu welchen Schwerpunkten wird dort zur Zeit geforscht?
Thiemo Breyer: Im Lab ist einiges passiert! Zuerst einmal haben die individuellen Projekte der Postdocs nicht nur Fahrt aufgenommen, sondern sind inzwischen bereits größtenteils zum Abschluss gekommen. Manche der Postdocs, die zwischen 2014 und 2016 zu uns gekommen sind, sind inzwischen an anderen Institutionen im In- und Ausland angestellt, beispielsweise Stefan Niklas in Amsterdam oder Philipp Steinkrüger in Bochum. Andere von ihnen sind sogar schon wieder zu a.r.t.e.s. zurückgekehrt, beispielsweise Johannes Schick mit seiner eigenen DFG-Stelle. Sidonie Kellerer ist neu dazugekommen, mit einem Freigeist-Fellowship der VolkswagenStiftung.
Darüber hinaus haben wir unsere gemeinschaftlichen Anstrengungen aber auch in diversen Kooperationsprojekten gebündelt, etwa zur Historischen Emotionsforschung, zu Digitalen Öffentlichkeiten oder zur Interdisziplinären Anthropologie. Ich selbst bin in diesem Rahmen an der Cologne Summer School of Interdisciplinary Anthropology (CSIA) beteiligt, die drei Jahre vom DAAD finanziert wurde und die wir in den kommenden Jahren im Rahmen des SFB 806 „Our Way to Europe“ weiterführen werden. In diesem SFB leite ich ein Teilprojekt zu „Materialität und Agentivität“ – eine meiner aktuellen ‚Baustellen‘. Damit unmittelbar verknüpft ist das Kooperationsprojekt der „Interdisziplinären Anthropologie“, im Rahmen dessen wir uns mit unterschiedlichen Partnern vernetzt haben, zum Beispiel mit dem Global South Studies Center (GSSC) und der Competence Area IV „Cultures and Societies in Transition“. Gemeinsam mit dessen Sprecher Thomas Widlok sind schon mehrere Workshops entstanden, zu einem von ihnen – „The Situationality of Human-Animal-Relations“ – wird 2018 ein Sammelband beim transcript-Verlag erscheinen, den wir zusammen herausgeben. Zu diesem Band haben mit Erik Dzwiza und Christoph Lange auch Mitarbeiter des Research Labs beigetragen.
Was über die Universität hinausgeht, ist beispielsweise unser Kontakt zur Deutschen Sporthochschule Köln mit Volker Schürmann, der dort die Abteilung Sportphilosophie leitet. Schürmann ist außerdem Präsident der Helmuth Plessner Gesellschaft und insofern ein prominenter, ausgewiesener Kenner der philosophischen Anthropologie. Mit ihm zusammen haben wir eine Art Werkstatt, aus der immer wieder unterschiedliche kleinere und größere Antragsprojekte oder Veranstaltungen entstehen.
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Ja, Let’s mix all Media together, wobei es ein mutiger Schritt in die digitale Zukunft wäre, nicht bei der Wortsprache, sondern bei der Bildsprache zu beginnen, die mit der Sprache der Emotionen zusammenfällt. Das würde die phänomenologische Herangehensweise aus Husserls Engführung des intentionalen Bewusstseins befreien und dem Medium der Phänomenalität (Rainer Matzker) mehr Raum geben. Michael Roth wird mir darin zustimmen, dass der Blick auf Christus, wenn sein Bild nicht auf den mittelalterlichen Schmerzensmann reduziert wird, einen Beitrag zum gelingenden Leben liefert. Das andere Bild Christi (Malte Dominik Krüger) lässt grüßen!