Die Entdeckung von Gravitationswellen am 14. September 2015 stellt einen Durchbruch in den Wissenschaften dar: 100 Jahre nach Einsteins Vorhersage wurde nachgewiesen, dass die beschleunigte Bewegung von Massen zu kleinen Veränderungen der Raumzeit führt, die sich wellenartig mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Dies zeigt, dass Raum und Zeit dynamisch durch Massen bestimmt werden, entsprechend den Gesetzen der Allgemeinen Relativitätstheorie. Ebenso bemerkenswert ist der Ursprung des beobachteten Gravitationswellensignals - die Verschmelzung zweier Schwarzer Löcher vor 1,3 Milliarden Jahren, was einem Zehntel des Alters unseres Universums entspricht.
Die Entdeckung von Gravitationswellen ist ein Erfolg vieler Jahre theoretischer und experimenteller Forschung. Zunächst musste zweifelsfrei geklärt werden, ob Gravitationswellen tatsächlich eine Vorhersage von Einsteins Relativitätstheorie sind. Von großer Bedeutung war ebenfalls der Fortschritt im Verständnis Schwarzer Löcher, die als kompakte, massereiche Objekte ideale Quellen für Gravitationswellen sind. Entscheidend waren dann jedoch die Initiative und der Erfindungsreichtum der Experimentalphysiker, die zur Entwicklung des Laserinterferometers LIGO führten, mit dem nach 30 Jahren Forschungsarbeit der Nachweis der Gravitationswellen gelang.
Die Entdeckung von Gravitationswellen öffnet ein neues Fenster, durch das im Prinzip auch die Anfangsphase des Universums beobachtbar wird. Ein Relikt dieser Frühphase ist ein Gravitationswellenhintergrund, der den Raum erfüllt, ähnlich der elektromagnetischen kosmischen Hintergrundstrahlung. Die Gravitationswellen des frühen Universums müssen allerdings noch sichtbar gemacht werden, was eine große wissenschaftliche Herausforderung für die Zukunft darstellt.
Veranstaltungsorte:
Baseler Hof Säle, Esplanade 15, 20354 Hamburg.
(Rollstuhlgeeigneter Zugang über Esplanade 16.)
Handwerkskammer Hamburg, Holstenwall 12, 20355 Hamburg
(Rollstuhlgeeigneter Zugang über die Tiefgarage, Bei Schuldts Stift 3)
Der Eintritt ist frei.
Um Anmeldung wird gebeten unter www.awhamburg.de/veranstaltungen
Termine, Themen, Referenten
Donnerstag, 20. April 2017, 19:00 Uhr – Baseler Hof Säle
Prof. Dr. Jürgen Renn, Berlin
Einsteins Gravitationswellen und die wechselvolle Geschichte der Relativitätstheorie
Der Vortrag behandelt die Geschichte der Gravitationswellen von der Aufstellung der allgemeinen Relativitätstheorie durch Albert Einstein im Jahre 1915 bis zu ihrem direkten Nachweis 100 Jahre später. Im Zentrum stehen nicht zu sehr die Experimentaltechniken als vielmehr die theoretischen Entwicklungen, die diesen Nachweis erst möglich gemacht haben. Die ursprüngliche Form der Relativitätstheorie ließ viele grundsätzliche Fragen offen. Auch der langanhaltende Streit über die Existenz von Gravitationswellen war nicht allein ein Problem des experimentellen Nachweises, sondern eine Frage der physikalischen Interpretation der Theorie. Der Vortrag zeigt, wie sich diese Interpretation im Laufe der Jahre geändert hat, und wie die allgemeine Relativitätstheorie von einem Flickwerk von Einzelresultaten schließlich zu einem umfassenden begrifflichen Rahmen ausreifte, in dem Konzepte wie Gravitationswellen und Schwarze Löcher eine allgemein akzeptierte physikalische Bedeutung erhielten.
Donnerstag, 18. Mai 2017, 19:00 Uhr – Handwerkskammer Hamburg
Prof. Dr. Dr. h. c. Bernard Schutz, Potsdam
Schwarze Löcher im Universum
Am 14. September 2015 haben die Gravitationswellendetektoren des
Laser-Interferometer-Gravitationswellen-Observatoriums (LIGO) zum ersten Mal direkte Signale von einem Paar Schwarzer Löcher erhalten. Zwar war die Existenz tausender “Löcher” seit langem bekannt, aber diese waren schwarz – und stumm. Das 2015 entdeckte Paar hat geflüstert, “wir verschmelzen”. Seitdem wurden weitere Paare Schwarzer Löcher entdeckt, viel mehr als erwartet, und viel massiver als erwartet. Diese revolutionäre Entdeckung wirft neue Fragen auf, und wir können gespannt darauf sein, was wir von neuen Daten und zukünftigen Detektoren noch lernen werden.
Donnerstag, 15. Juni 2017, 19:00 Uhr – Handwerkskammer Hamburg
Prof. Dr. Karsten Danzmann, Hannover
Gravitationswellenastronomie: Wir können das dunkle Universum hören!
Seit Tausenden von Jahren schauen wir das Universum mit unseren Augen an. Aber über 99% des Universums sind dunkel und werden niemals mit elektromagnetischen Wellen beobachtet werden. Seit dem 14. September 2015 ist alles anders: Gravitationswellen wurden entdeckt! Wir haben ein neues Sinnesorgan bekommen und können endlich die dunkle Seite des Universums hören. Die ersten Töne, die wir hörten, stammten von völlig unerwartet schweren Schwarzen Löchern. Und niemand weiß, welche anderen dunklen Geheimnisse dort draußen noch auf uns warten.
Donnerstag, 29. Juni 2017, 19:00 Uhr – Baseler Hof Säle
Prof. Dr. Arthur Hebecker, Heidelberg
Gravitationswellen und der Ursprung des Universums
Die beobachtete Expansion des Universums legt nahe, dass es mit einem Urknall oder "Big Bang" begann. Diese einfache Theorie macht aber einige falsche Vorhersagen. Um das zu korrigieren, nimmt man eine frühe Phase extrem schneller Ausdehnung, die kosmologische Inflation, an. Die Messung von Gravitationswellen kann solche Modelle überprüfen. Diese Zusammenhänge sollen im Vortrag erklärt werden.