Die Nanowissenschaft und die sich daraus ableitende Nanotechnologie gilt als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Sie bildet in der Hamburger Forschungslandschaft einen interdisziplinären Forschungsschwerpunkt mit weltweiter Anerkennung. Die Vortragsreihe gibt einen Überblick über dieses facettenreiche Forschungsgebiet.
Es beginnt mit einem Bericht aus der Physik, in dem gezeigt wird, wie man mit modernen mikroskopischen Verfahren Atome und deren magnetisches Verhalten sichtbar machen und für ultimative Datenspeicherdichten nutzen kann. Gefolgt wird dieser von einem Beitrag, der sich mit der chemischen Herstellung kleinster Nanostrukturen und deren Einsatz in den Bereichen Energie, Beleuchtung und Displaytechnologie sowie zur Diagnose und Therapie in der Medizin beschäftigt. In einem weiteren Vortrag wird gezeigt, wie Nanomaterialien in die modernen Ingenieurwissenschaften Einzug gehalten haben und wie man nach dem Vorbild der Natur ultraharte, hochbelastbare Werkstoffe herstellen kann. Abgerundet wird die Vortragsreihe durch einem Beitrag aus der Medizin, in dem die Möglichkeiten neuartiger medizinischer Bildgebungsverfahren unter Einsatz von magnetischen Nanopartikeln und unter Verzicht auf Strahlenbelastung zur Früherkennung von Krankheiten diskutiert werden.
Alle Vorträge finden statt in den
Baseler Hof Sälen, Esplanade 15, 20354 Hamburg.
Rollstuhlgeeigneter Zugang über Esplanade 16.
Der Eintritt ist frei.
Um Anmeldung wird gebeten unter www.awhamburg.de/veranstaltungen
Termine, Themen, Referenten
28. April 2016, 19:00 Uhr
Prof. Dr. Dr. h. c. Prof. h. c. Roland Wiesendanger, Hamburg
Nanowissenschaft und Nanotechnologie: Von neuen Erkenntnissen zu innovativen Anwendungen
Die Nanowissenschaft beschäftigt sich mit Strukturen, welche für das menschliche Auge unsichtbar sind. Die Gewinnung von Erkenntnissen über solch winzige Strukturen bis hin zur atomaren und molekularen Ebene erforderte die Entwicklung neuer mikroskopischer Verfahren, welche zerstörungsfrei die Struktur und Dynamik individueller Nanoobjekte zugänglich machten. Ein besonderer Fokus wird in diesem Vortrag auf magnetisch-sensitive Mikroskopiemethoden gelegt, die erstmals magnetische Eigenschaften einzelner Atome und deren Wechselwirkungen in diversen Materialklassen erschließen konnten. Darauf aufbauend werden heutzutage neuartige magnetische Datenspeichersysteme entwickelt, welche zukünftig eine tausendfach höhere Datendichte ermöglichen. Als ultimative Grenze der Miniaturisierung wird die Nutzbarmachung künstlich hergestellter atomarer Strukturen zur Realisierung von Logik-Bauelementen demonstriert. Die Nanotechnologie wird somit zum Wegbereiter für die Wissens- und Informationsgesellschaft von übermorgen.
12. Mai 2016, 19:00 Uhr
Prof. Dr. Horst Weller, Hamburg
Nanopartikel in funktionalen Materialien und für neue Anwendungen in der Medizin
Vor etwa 30 Jahren fand man, dass Teilchen mit Größen von wenigen Nanometern (1 nm ist der millionstel Teil eines Millimeters) ganz besondere Materialeigenschaften aufweisen, die man weder in klassischen Molekülen noch in typischen Festkörpern kannte. Dies hat zu lebhafter Erforschung der Größenabhängigkeit dieser Materialeigenschaften geführt. Man kann z. B. nur durch Größenvariation der Teilchen die Farbe des Fluoreszenzlichtes oder das magnetische Verhalten einstellen. Heute gibt es bereits zahlreiche Anwendungen solcher Partikel, die von Oberflächenbeschichtungen über neue Generationen von Fernsehern und neuartigen Systemen zur Energieumwandlung und Speicherung bis hin zu Kontrastmitteln und Wirkstofftransportern in der Medizin reichen. Der Vortrag gibt einen Überblick über die Hintergründe, den gegenwärtigen Stand und Zukunftsperspektiven dieser Technologie.
9. Juni 2016, 19:00 Uhr
Prof. Dr. Gerold Schneider, Hamburg
Die Natur als Vorbild für Ingenieurwerkstoffe
Biologische Materialien werden von lebenden Zellen konstruiert, Werkstoffe von Ingenieuren. Von Außen betrachtet sind biologische Materialien selten gerade und rechtwinkelig, sondern eher „natürlich“ rund und geschwungen im Gegensatz zur Konstruktion technischer Werkstoffe. Ein Blick ins Innere dieser Materialien – in ihre faszinierende Mikrostruktur – zeigt nun, dass die Bauprinzipien und die Baumaterialien der Natur sich wesentlich von denen der Ingenieure unterscheiden. Sie bestehen nicht aus Stahl und Kunststoff, sondern aus mineralischen Nanopartikeln und biologischen Molekülen. Der Vortrag versucht aufzuzeigen, wie es gelingen könnte, Synergien aus der Welt der Ingenieure und der belebten Natur zur Herstellung neuer Materialien zu entwickeln.
30. Juni 2016, 19:00 Uhr
Prof. Dr. Gerhard Adam, Hamburg
Nanopartikel-Bildgebung in der Kernspintomographie und dem neuartigen MPI-Verfahren
Superparamagnetische Eisenoxidnanopartikel bieten ein enormes Potential in der bildgebenden Diagnostik. In der Magnetresonanztomographie (MRT) können sie zur verbesserten Tumordiagnostik von Lymphknoten und Lebergewebe eingesetzt werden. Sie bieten theoretisch die Möglichkeit, spezifische Stoffe anzukoppeln, mit der sich die Diagnostik einzelner Erkrankungen weiter verfeinern lässt. In dem neuen bildgebenden Verfahren des Magnetic Particle Imaging (MPI) spielen sie die zentrale Rolle. Hier wird ihr Platz im Bereich der Gefäßdiagnostik, der Diagnostik von Gewebeperfusionen, aber auch im Bereich von bildgebend gesteuerten Eingriffen (Interventionelle MPI) liegen. In dem Vortrag wird ein Überblick über den derzeitigen Entwicklungsstand, die potentiellen Anwendungen sowie die Herausforderungen, die bei der Anwendung der Nanopartikel entstehen, gegeben.