Wenige Monate vor ihrem Tod erzählte meine Mutter vom Langenbachtal. Dass sie ihrem Vater, dem Warsteiner Arzt Dr. Segin, oft geholfen habe, die eiternden Geschwüre der russischen Zwangsarbeiter „auszuschaben“, hatte sie schon oft erzählt; aber dass 71 von ihnen wenige Tage vor Kriegsende im Langenbachtal ermordet wurden, nicht.
Ein „Franzosenfriedhof“ ohne Franzosen, teils nicht mehr lesbare Grabsteine ohne Geburts- und Sterbedaten und vermooste, verwitterte und gebrochene Steine mit verharmlosenden Texten – so fand ich den Mescheder Waldfriedhof bei Beginn meiner Spurensuche im Herbst 2015 vor.
Neben den namenlos Begrabenen der drei nächtlichen Massaker deutscher Soldaten am 20.3.1945 im Langenbachtal (Warstein), 21.3.1945 im Körtlinghausener Forst (Suttrop) und 22.3.1945 auf der Eversberger Kuhwiese bei Meschede künden 32 Grabsteine von 70 weiteren Zwangsarbeitern, die 1942-1945 starben.