Die Auswirkungen der Haushalts- und Staatsschuldenkrise Griechenlands sind überall im Land zu spüren: die Arbeitslosenquote steigt, die medizinische Versorgung ist nicht mehr gesichert, Existenzängste bestimmen den Alltag. Auch die griechischen Hochschulen leiden massiv unter der Krise, so dass teilweise sogar Gelder für eine elementare Grundversorgung fehlen. Wir haben Alexander Roggenkamp, Leiter des DAAD-Informationszentrums in Athen, dazu befragt, wie stark die griechischen Universitäten von der Krise betroffen sind und inwiefern sich das Verhältnis zwischen Deutschland und Griechenland geändert hat.
"Die Rahmenbedingungen für erfolgreiches Lehren und Forschen sind schlecht"
L.I.S.A.: Herr Roggenkamp, Sie leiten in Athen das DAAD-Informationszentrum und haben dadurch gute Sicht auf die aktuelle Situation an den griechischen Universitäten. Wie stark sind die Hochschulen von der Krise betroffen? Wo werden die Auswirkungen besonders sichtbar? Verliert die griechische Wissenschaft den Anschluss?
Roggenkamp: Die Hochschulen leiden massiv unter der Krise. Durch Budgetkürzungen können die laufenden Kosten für den Betrieb der Hochschule nur eingeschränkt beglichen werden: Telefonrechnungen bleiben unbezahlt, im Winter sind viele Hörsäle kalt, weil Geld für das Heizöl fehlt, Putzdienste kommen weniger häufig, und für das Toilettenpapier müssen sie in der Regel selber sorgen. Darüber hinaus gilt ein Einstellungsstopp bei gleichzeitiger Reduzierung des Gehalts, was mehr Arbeit bei geringerer Bezahlung bedeutet. Aus diesem Grund zieht es manchen Universitätsprofessor ins Ausland, wo er ein Vielfaches verdienen kann. Die Rahmenbedingungen für erfolgreiches Lehren und Forschen sind also denkbar schlecht, trotzdem kann nicht davon die Rede sein, dass die griechische Wissenschaft komplett den Anschluss verloren hat. Dafür sind die Wissenschaftler zu gut vernetzt und die Studierenden zu mobil.