Seit den 1970er Jahren sind als Reaktion auf die sich entwickelnde Videokunst weltweit spezialisierte Vertriebe entstanden. Alternativ zum traditionellen Galeriesystem haben Videokunstvertriebe innovative Strukturen für den Verkauf, den Verleih und die Vermittlung solcher Kunstwerke eingeführt. Ein wichtiger Wegbereiter war ab 1971 Electronic Arts Intermix in New York. Im Laufe der folgenden Jahre gründeten sich weitere Initiativen, beispielsweise London Video Arts (heute LUX), MonteVideo und Time Based Arts in Amsterdam (später Netherlands Media Art Institute, heute LIMA), Vtape in Toronto, Video Gallery Scan in Tokio sowie 235 Media in Köln. Viele von ihnen bestehen bis heute oder werden in veränderten Organisationsformen weitergeführt.
Obschon es sich um Verbreitungskonzepte handelt, die nachhaltig Einfluss auf das Kunstsystem genommen haben und nehmen, ist dieses Phänomen in den Kunst- und Medienwissenschaften bislang kaum beachtet worden. Die Stiftung imai hat mit einer umfassenden Studie über die Medienkunstagentur 235 Media die Forschung auf diesem Gebiet angestoßen. Jene Galerien, die sich in Deutschland seit Ende der 1960er Jahre als erste auf Videokunst spezialisiert hatten, sind bereits umfassend erforscht: die Fernseh- und spätere Videogalerie von Gerry Schum in Düsseldorf, der Galerieraum mit Videostudio der Kunstmäzenin Ingrid Oppenheim in Köln und die Studiogalerie Mike Steiner in Berlin.
In Abgrenzung zu ihnen bestand die Motivation von Videokunstvertrieben darin, neue Mechanismen für die Produktion und Verbreitung von zeit- und technologiebasierter Kunst zu entwickeln, die der Spezifik dieser Kunstgattung Rechnung trugen. Für die reproduzierbaren Videokunstwerke wurde ein anfangs unlimitiertes – später mehr und mehr limitiertes – preisgünstiges Editionskonzept eingerichtet. Stellt für Galerien der Handel mit der Einzigartigkeit des Originals oder absichtlich geringen Editionen die ökonomische Basis dar, so berücksichtigen Videokunstvertriebe das im technischen Medium implizierte Potenzial der gleichrangigen Vervielfältigung, die das Werteverhältnis zwischen Original und Kopie außer Kraft setzt. Die Zielgruppe, die im konventionellem Kunsthandel Privatsammler und Museen umfasst, erweiterte sich bei Videokunstvertrieben um kulturelle Organisationen, Festivals, Bildungseinrichtungen, Bibliotheken, Fernsehsender und Interessierte mit kleinem Budget.
Die internationale Tagung wird die Wechselwirkungen zwischen Kunstproduktion, Kunstmarkt und Ausstellungsgeschehen für die Medienkunst auf internationaler Ebene behandeln. Die historischen Entstehungsbedingungen und Aufgabenbereiche von Videokunstvertrieben werden aufgearbeitet, die gegenwärtigen Tätigkeitsfelder befragt und die aktuellen Herausforderungen internetbasierter Marktstrategien diskutiert.
Das ausführliche Tagungsprogramm finden Sie hier.
VERANSTALTER: Stiftung imai – inter media art institute, Düsseldorf
KONZEPT UND ORGANISATION: Dr. Renate Buschmann und Dr. Jessica Nitsche
ORT: NRW-Forum Düsseldorf, Ehrenhof 2, D-40479 Düsseldorf
Anmeldung: videoartdistribution@imaionline.de
Gefördert durch die Gerda Henkel Stiftung