Ein Stadtmuseum wird als ein Museum definiert, das für eine Stadt besonders wichtige Kunst- und Kulturgüter sammelt und ausstellt. Dabei stellt sich jedoch die Frage, was in einem Stadtmuseum, dessen Bezugsgröße die Stadt selbst ist, ausgestellt werden soll: Welche Exponate sind für die historische, wie auch die gegenwärtige Entwicklung einer Stadt von Bedeutung? Wie sollten Stadtmuseen mit Migration umgehen? Und wie können sich Stadtmuseen gegen die übrigen Kulturangebote behaupten? Diese und weitere Fragen haben wir Sascha Pries, Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kölnischen Stadtmuseum, gestellt.
"Eine unglaubliche Vielfalt verschiedener Objekte"
L.I.S.A.: Herr Pries, Sie sind wissenschaftlicher Mitarbeiter des Kölnischen Stadtmuseums. Woher rührt Ihr Interesse an der Kölner Stadtgeschichte?
Pries: Ich bin in Köln-Ehrenfeld aufgewachsen. Die Stadt ist meine Heimat und an der haben wir ja alle irgendwie Interesse, selbst wenn es die zweite oder eine Wahlheimat ist. Ich habe hier außerdem Geschichte studiert und im Studium schon einige Seminare und Vorlesungen besucht, in denen es um die Geschichte Kölns ging. In dieser Zeit habe ich auch angefangen im Besucherservice des Kölnischen Stadtmuseums zu arbeiten, das war dann der passende Einstieg in den Beruf. Es gehörte aber auch viel Glück dazu, die Stellen in dem Bereich fallen nicht vom Himmel.
L.I.S.A.: Zwei der Kernkompetenzen eines Museums sind das „Sammeln“ und „Präsentieren“ von Objekten. In einem Stadtmuseum gilt die Stadt selbst als Bezugsgröße. Was bedeutet dies für Stadtmuseen?
Pries: Fangen wir beim Sammeln an: Anders als etwa Kunstmuseen haben Stadtmuseen eine unglaubliche Vielfalt verschiedener Objekte in ihren Sammlungen, denn für uns sind sowohl Kunstwerke wie Gemälde, Skulpturen oder Fotografien, aber auch Einrichtungsgegenstände, Fahrzeuge oder völlig alltägliche Objekte von Interesse. Das ist einerseits sehr spannend, weil wir dadurch viel über die Stadt lernen, besondere Orte sehen und Menschen treffen, die sehr persönliche Geschichten zu erzählen haben. Gleichzeitig stellt es uns vor Probleme, denn wir müssen all diese Objekte auch irgendwie fachgerecht aufbewahren und historisch einordnen können. Man wird dadurch gezwungen, sich immer wieder in völlig neue Bereiche einzuarbeiten. Spezialisten für ganz bestimmte Fachrichtungen würden hier sicherlich auf Dauer nicht glücklich.
Für unsere Präsentationen müssen wir uns im Grunde zwei Fragen stellen: Was wollen wir eigentlich zeigen, also welches Thema ist uns wichtig, und an wen richtet sich eine Ausstellung überhaupt? Unsere Sammlung ist ja gerade deshalb so vielfältig, weil die Stadt und vor allem die Menschen, die hier leben, es auch sind. Mir fällt es schwer, unseren typischen Besucher zu beschreiben. Wir wissen, dass unsere Besucher zu ähnlichen Teilen aus allen Altersklassen kommen, es sind Senioren, Studierende, aber eben auch Eltern mit ihren Kindern oder Schulklassen. Unser Ziel muss es also sein, all diesen Menschen einen spannenden Ausstellungsbesuch zu ermöglichen, sie zu informieren, zu begeistern und zum Wiederkommen anzuregen. Gleiches gilt für die Milieus, aus denen die Besucher kommen: Wir sind ein niederschwelliges Museum und sprechen Menschen aus „bildungsferneren“ Schichten ebenso an, wie Leute, die studiert haben. Wir wollen mit unseren Ausstellungen bilden, informieren und unterhalten zugleich. Dieser Spagat ist nicht immer einfach, aber ich bin eigentlich erst dann zufrieden, wenn ich für meine Arbeit Lob von einem Geschichtsprofessor und einer Fünfjährigen bekommen habe.