Wenn man als erster oder als erste aus seiner Familie promoviert, ergeben sich viele Fragen und Unsicherheiten: Wie gehe ich eine Promotion richtig an, worauf muss ich während einer Promotion achten und wird mein beruflicher Weg von der Familie akzeptiert? Als Unterstützung bei diesen Fragen haben drei Stipendiatinnen der a.r.t.e.s. Graduate School of the Humanities Cologne das Projekt "Erste Generation Promotion" ins Leben gerufen, ein Gesprächs- und Mentoring-Angebot für Masterstudierende und DoktorandInnen, die aus einem nichtakademischen Umfeld kommen. Wir haben ihnen dazu einige Fragen gestellt.
"Fast zwei Drittel der Promovierenden stammen aus Akademikerfamilien"
L.I.S.A.: Was verbirgt sich hinter dem DoktorandInnenprojekt "Erste Generation Promotion", kurz EGP?
EGP: Das DoktorandInnenprojekt Erste Generation Promotion (EGP) ist ein Gesprächs- und Mentoring-Angebot für Masterstudierende und DoktorandInnen in den Geisteswissenschaften, die eine oder einer unter den ersten in ihrer Familie sind, die studieren oder studiert haben.
Bei einem Blick in die 20. Jahreshebung des Deutschen Studentenwerks zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden in Deutschland zeigt sich, dass es im Verhältnis nur sehr wenige EGP-lerInnen gibt. In dem Bericht wird festgestellt, dass fächerübergreifend fast zwei Drittel der Promovierenden (65%) aus Akademikerfamilien stammen.¹ Im Fall der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne der Universität zu Köln, an der wir alle promovieren, verhält es sich zum Beispiel so, dass nur 10% der BewerberInnen im Jahr 2014 aus sogenannten „bildungsfernen Elternhäusern“ stammten. Der hier verwendete Begriff „bildungsfern“ bedeutet, dass die Eltern nicht studiert haben. Die a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne berücksichtigt diesen Umstand bei der Auswahl der StipendiatInnen positiv und es findet sich der gleiche Anteil an StipendiatInnen aus diesem Umfeld im diesjährigen Jahrgang.² Der niedrige Anteil an BewerberInnen zeigt jedoch, dass es wichtig ist, zusätzlich bereits im Vorfeld aktiv zu werden. Wir glauben, dass wir mit unserem Projekt Erste Generation Promotion auf einer Ebene ansetzen, die durch Institutionen gar nicht erreicht wird, weil wir schon im Vorfeld bei der Entscheidungsfindung helfen.
Erste Generation Promotion richtet sich an zwei Zielgruppen: zum einen an Masterstudierende, die überlegen zu promovieren und zum anderen an DoktorandInnen. Wir organisieren einen Stammtisch und bieten ein Mentoring-Programm auf zwei Ebenen an. Masterstudierende können uns unter (egp-kontakt(at)uni-koeln.de) anschreiben, wenn sie überlegen zu promovieren und Gesprächsbedarf haben. Wir sind selbst Doktorandinnen, die unter den ersten in ihrer Familie sind, die studiert haben. Wir sprechen z.B. über die Entscheidung für oder gegen eine Promotion oder über Möglichkeiten, wie eine Doktorarbeit erfolgreich in die Wege geleitet werden kann.
Für Promovierende bieten wir die Vermittlung von MentorInnen an, die als Erststudierende ihre Promotion erfolgreich abgeschlossen haben. Bei den Mentoring-Programmen handelt es sich nicht um eine inhaltliche Beratung, sondern die MentorInnen bieten Gespräche und Tipps vor dem Hintergrund ihrer eigenen Laufbahn an. Momentan sind die meisten MentorInnen ProfessorInnen der Philosophischen Fakultät zu Köln. Wir suchen noch nach möglichen MentorInnen, die nach der Promotion in einem anderen Bereich als der Universität arbeiten. Dieses Programm befindet sich noch in der Anlaufphase. Aber auch hier können interessierte DoktorandInnen oder MentorInnen uns gerne anschreiben, um sich zu engagieren.