Die Deutschen gelten als leidenschaftliche Haustierbesitzer, denn mit rund 30 Millionen Tieren steht Deutschland im europäischen Vergleich an Platz zwei. Doch wie entwickelte sich dieser Trend? Eine Zeit, in der die Haustiere massenhaft in die Haushalte der Menschen aufgenommen wurden, ist das deutsche Kaiserreich. Amir Zelinger beschäftigt sich in seiner Arbeit mit dieser Zeit und nimmt die Mensch-Haustier-Beziehung näher in den Blick: Von welchen Faktoren wird diese Beziehung definiert? Welches Quellenmaterial liegt Forschungen dieser Art zu Grunde? Und wie lassen sich die Beziehungen zur Zeit des Kaiserreichs bewerten?
"Haustiere sind sehr stark an den häuslichen Alltag gebunden"
L.I.S.A.: Herr Zelinger, Sie beschäftigen sich mit der Beziehungsgeschichte von Menschen und Haustieren. In Ihrem kürzlich erschienenen Buch untersuchen Sie dabei diese Beziehung zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs. Woher rührt Ihr Interesse an dieser, doch eher ungewöhnlichen Thematik?
Dr. Zelinger: Ich habe meine Masterarbeit über Eheschließungen im deutschen Bürgertum im 19. Jahrhundert geschrieben. Dadurch begann ich mich sehr dafür zu interessieren, wie sich eine Geschichte von Beziehungen schreiben lässt. Ich wollte vor allem eine Geschichte von alltäglichen Interaktionen, wie sie sich in der Familie und der Privatsphäre vollziehen, schreiben. Die Geschichte der bürgerlichen Familie ist seit dreißig Jahren ein sehr intensiv erforschtes Feld und so musste ich darin einen Themenbereich finden, über den noch nicht viel erzählt wurde. So bin ich auf die Haustiere gekommen. Sie haben sich perfekt für mein Vorhaben gepasst, weil sie sehr stark an den häuslichen Alltag gebunden sind und man mit ihnen nur auf direkte Art und Weise kommunizieren kann.